Lymphomtherapie

Fachgesellschaften fordern breiteren Zugang für HIV-Patienten zur CAR-T-Therapie

Dass HIV-positiven Lymphom-Patienten die Kostenübernahme einer CAR-T-Therapie häufig verweigert wird, bezeichnen DGHO und DGI als „nicht länger hinnehmbare Ungleichbehandlung und Diskriminierung“.

Veröffentlicht:

Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) hat in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) den Ausschluss HIV-positiver Patienten von CAR-T-Therapien kritisiert. Medizinisch lasse sich die Benachteiligung dieser Patientengruppe nicht begründen, heißt es in einer Mitteilung am Dienstag.

Seit 2018 sei die CAR-T-Zell-Therapie Axicabtagen-Ciloleucel (Yescarta® von der Gilead-Tochter Kite) gegen diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) in Europa zugelassen. Durch deren Einsatz habe sich die Prognose bei rezidiviertem oder refraktärem DLBCL „deutlich gebessert“, heißt es. „In einigen Fällen sprechen wir bereits von einer Heilung.“

Obwohl jedoch das großzellige B-Zell-Lymphom „das häufigste aller HIV-Lymphome“ sei, werde die CAR-T-Therapie „in vielen Fällen“ HIV-positiven Patienten vorenthalten. Die Krankenkassen lehnten die Kostenübernahme mit Verweis auf fehlende Daten aus klinischen Zulassungsstudien ab. Und tatsächlich seien HIV-positive Probanden von solchen Studien „regelhaft ausgeschlossen“, wie es weiter heißt.

Auch die Leitlinien zur Lymphom-Behandlung orientierten sich nicht am Bedarf HIV-Infizierter. Darüber hinaus argumentierten die Kassen auch gerne mit einer, so in der Stellungnahme wörtlich, „angeblichen Verfügbarkeit äquivalenter Therapiealternativen“.

Auch bei HIV „sicher und effektiv“

Nach Ansicht der beiden Fachgesellschaften ergeben sich aus der aktuellen Datenlage jedoch „keine Hinweise auf eine verringerte Wirksamkeit oder erhöhte Toxizität der CAR-T-Zell-Therapie bei HIV-Infizierten“. Auch wenn sich die verfügbare Evidenz aus den genannten Gründen auf kleinere Fallserien und retrospektive Analysen beschränke, komme man zu dem Ergebnis, „dass eine Therapie mit Axicabtagen-Ciloleucel bei HIV-Patienten mit DLBCL sicher und effektiv ist“.

Das schließe selbst Personen mit schlechtem Immunstatus ein. Der Ausschluss dieser Patientengruppe von der CAR-T-Therapie, so DGHO-Präsident Dr. Kai Hübel, stelle „eine Ungleichbehandlung und Diskriminierung dar“, die „nicht länger hinnehmbar“ sei. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

© Springer Medizin Verlag

Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Kasuistik

Die stille Last der Acne inversa

Lesetipps
Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen