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Flatulenz häufige Nebenwirkung von Fundoplicatio

Die meisten Refluxpatienten, die sich einer Fundoplicatio unterziehen, entwickeln im Anschluss an den Eingriff chronische Blähungen. Experten fordern, die Patienten sorgfältig über die Nebenwirkung aufzuklären.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:

Adelaide. Wie hoch ist der Anteil an Refluxpatienten, die nach einer Fundoplicatio eine ausgeprägte Flatulenzsymptomatik entwickeln? Diese Frage haben sich australische Forscher gestellt. An ihrer Studie mit dem originellen Akronym FAART (Flatulence After Anti-Reflux-Treatment) nahmen 265 Refluxpatienten teil, die sich zwischen 1999 und 2009 im Royal Adelaide Hospital oder im Flinders Medical Center einer Fundoplicatio unterzogen hatten (World J Surg 2019; online 4. September).

Die Flatulenz war die häufigste Nebenwirkung, die in einem von den Autoren entworfenen Fragebogen berichtet wurde (dieser trug die Flatulenz allerdings auch explizit im Titel): Darin stimmten 85 Prozent der Patienten der Frage zu, ob sie oder ihre Partner in den letzten beiden Wochen „übermäßige Winde“ bemerkt hätten, die „über den hinteren Ausgang“ abgingen. Deren Stärke wurde von 54 Prozent der Befragten mit der zweithöchsten oder höchsten Kategorie („häufig“ oder „ständig“) auf der Vier-Punkte-Likert-Skala bewertet. Bemerkenswerterweise hatten die Forscher für ihre Studie nur solche Patienten herausgesucht, bei denen der Eingriff bereits viele Jahre (zwischen acht und 15 Jahre) zurücklag. Offenbar handelte es sich also um ein langfristig anhaltendes Symptom.

Symptome nach Nissen-O. häufiger

Laut den Forschern um Dr. Andrew J. Cockbain vom Royal Adelaide Hospital war bei etwas mehr als der Hälfte der Patienten die Technik nach Nissen zum Einsatz gekommen, bei der die Fundusmanschette komplett um die Speiseröhre herumgeführt wird; die übrigen hatte man mittels partieller Fundoplicatio (Toupet oder anterior) operiert. Wie sich herausstellte, waren die „Winde“ bei den mit der 360-Grad-Technik Operierten deutlich stärker: Hier berichteten 62 Prozent über mittelstarke bis starke Flatulenz; nach partieller Op waren es 44 Prozent.

Die höchste Symptomkategorie war in der Nissen-Gruppe im Vergleich dreimal so häufig vertreten. Auch mit Blick auf die Geschlechter gab es Differenzen: So hatten anteilig deutlich mehr Frauen Probleme als Männer, und zwar vor allem nach der Nissen-Op; den Unterschied machten aber vor allem exzessives Aufstoßen, aber auch Angstzustände, die ebenfalls mit dem Eingriff in Zusammenhang gebracht werden.

Lebensqualität meist wenig beeinträchtigt

Die Lebensqualität der Betroffenen schien erstaunlich wenig beeinträchtigt: Nur ein kleiner Anteil (8–15 Prozent) fühlte sich durch die Flatulenz persönlich oder gesellschaftlich maßgeblich eingeschränkt. Nur 11 Prozent der Frauen hätte sich im Nachhinein gegen den Eingriff entschieden, bei den Männern waren es nur 5 Prozent.

Cockbain und Kollegen betonen, dass letztlich auch bei den Studienteilnehmern über 90 Prozent mit der Anti-Reflux-Chirurgie langfristig zufrieden gewesen seien. Die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Patienten im Anschluss an den Eingriff über erhebliche Flatulenz klagte, sei bei einer „Lifestyle-Op“ wie der Fundoplicatio jedoch nicht zu vernachlässigen. Die Patientenberatung sei in diesem Zusammenhang besonders wichtig.

Inwieweit man die beobachteten geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Wahl der Technik berücksichtigen sollte, wird noch diskutiert. Die Empfehlung, Frauen pauschal von der 360-Grad-Technik abzuraten, greife vermutlich zu kurz, so Cockbain und Kollegen: „In unserer Praxis machen wir die Entscheidungsfindung eher von der Refluxschwere und dem Patientenalter abhängig.“ Die totale Fundoplicatio komme eher bei jüngeren Patienten sowie solchen mit schwerer Ösophagitis oder Long-Segment-Barrett-Ösophagus in Betracht.

Patienten, die im Anschluss an die Op Symptome einer vermehrten Gasbildung entwickelten, lasse man eine spezifische Ernährungsberatung angedeihen; dies könne dazu beitragen, Flatulenz und Aufstoßen vorzubeugen beziehungsweise die dadurch entstehenden Beschwerden zu erleichtern.

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