Bei Kindern

Fördern Abgase Asthma doch nicht?

Eine aktuelle Metaanalyse nährt Zweifel am Zusammenhang zwischen Asthma bei Kindern und Luftverschmutzung.

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MÜNCHEN. In einer Metaanalyse wurden die Daten von Elternbefragungen von Geburtskohorten in vier europäischen Ländern (England, Schweden, Niederlande, Nord- und Süddeutschland) bezüglich Asthma-Therapie und Auftreten von Giemen analysiert (Eur Respir J 2015; 45(3): 610-24).

Jede Kohorte umfasste 2000 bis 4000 Kinder, die Erstuntersuchung erfolgte in den Jahren 1995-1998 im mittleren Alter der Kinder von vier Jahren, die Folgebefragung vier Jahre später.

Anhand der Wohnadresse der Kinder und Messungen von Stickstoffdioxid, Stickstoffoxid und der Feinstaubpartikel verschiedener Größen (< 10 µm PM10; PM2,5) und über jeweils zwei Wochen gehende Messperioden in verschiedenen Jahreszeiten wurde die Exposition der Kinder gegenüber Verkehrssmog ermittelt.

Mit 23 Prozent wiesen Kinder aus der Region Manchester die höchste Prävalenz von Asthma und Giemen auf. Dabei bestand kein Unterschied der Prävalenzen im Alter von 4 bis 5 und von 8 bis 10 Jahren.

Am anderen Ende standen Kinder aus der Region Süd- und Norddeutschland mit einer Asthmaprävalenz von nur etwa 4 Prozent und einer Anamnese von Giemen von 10 Prozent.

Keine signifikante Assoziation

Dazwischen lagen die Prävalenzen der Kinder aus Schweden und den Niederlanden. Die mittlere Schadstoffkonzentration bei Geburt und im Alter von 4 und 8 Jahren der Kinder unterschied sich zwischen den einzelnen Regionen nicht wesentlich.

Es ergab sich keine signifikante Assoziation zwischen der Asthmaprävalenz und dem Grad der Luftverschmutzung.

Die Odds Ratio für Asthma im Alter von 8-10 Jahren betrug 1,10 pro 10 µg/m3 Stickstoffdioxid, 0,88 pro 10 µg/m3 PM10 und 1,23 pro 5 µg/m3 PM2,5. Eine umfangreiche multivariate Analyse konfundierender Faktoren führte zu keiner wesentlichen Veränderungen der Rohdaten.

Die fünf großen Kohorten-Studien haben jede einzeln und gemeinsam in der Metaanalyse keinen Zusammenhang zwischen der Asthmaprävalenz bei Kindern und der Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr erbracht.

Dieses auf den ersten Blick überraschende Ergebnis werde hoffentlich nicht dazu führen, in den Bemühungen um eine Luftreinerhaltung in den Städten nachzulassen, kommentiert Professor Hermann S. Füeßl, Internist aus München (PneumoNews 2015/4).

Kein Beweis

Dazu sei die Fülle wissenschaftlicher Erkenntnisse aus anderen Studien, die zum Beispiel einen Rückgang notfallmäßiger Krankenhausaufnahmen wegen akutem Asthma bronchiale bei Kindern nach luftverbessernden Maßnahmen gezeigt haben, einfach zu groß.

Es stehe zu befürchten, dass die Untersuchung von interessierter Seite dazu benutzt werde, das Problem der Feinstaubbelastung in den Städten zu verharmlosen.

Die Autoren gestehen, so Füeßl, am Ende ihrer Studie selbst ein, dass ihre Untersuchung nicht beweist, dass die Luftverschmutzung keine Bedeutung für die Lungengesundheit von Kindern habe. (eb)

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