Folsäure stoppt Alkohol bedingte Brustveränderung nicht

Mit Folsäure gelingt es Frauen offenbar doch nicht, die durch ihren Alkoholkonsum in jungen Jahren angestoßenen gutartigen Brustveränderungen wie erhofft zu verhindern.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Mehrmals pro Woche Alkohol, und das Risiko für Brustveränderungen steigt.

Mehrmals pro Woche Alkohol, und das Risiko für Brustveränderungen steigt.

© Dmitriy Shironosov/shutterstock.com

ST. LOUIS / MISSOURI. Die Hoffnung mancher junger Frauen, durch die vermehrte Aufnahme von Folsäure jene gutartigen Brustveränderungen zu verhindern, die durch regelmäßigen Alkoholkonsum angestoßen werden, haben sich in einer US-amerikanischen Studie nicht erfüllt (Pediatrics 2012, published online April 7).

Die Analyse der Daten von fast 30.000 Frauen ergab kein unterschiedliches Risiko für gutartige Veränderungen nach Aufnahme von kleinen, mittleren oder großen Folsäuremengen.

Bereits vor etwa einer Dekade belegten US-Wissenschaftler, dass junge Frauen, die mehrmals pro Woche oder sogar täglich Alkohol trinken, ein deutlich erhöhtes Risiko für gutartige Brustveränderungen haben.

Befragt wurden Frauen zwischen 16 und 23 Jahren

Befragt wurden damals Frauen zwischen 16 und 23 Jahren. Bestimmte gutartige Veränderungen der Brust sind mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko assoziiert. Schon seit längerem gilt bekanntlich Alkohol als Risikofaktor für Brustkrebs.

Folsäure ist für die Genexpression und die Reparatur von DNA-Schäden wichtig und wird durch Alkoholkonsum verbraucht. So hofften viele junge Frauen, den schädlichen Effekt von Alkohol auf das Brustgewebe während ihrer Entwicklung zu verhindern, indem sie mehr Folsäure als gewöhnlich mit der Nahrung aufnahmen.

In der aktuell publizierten US-Studie waren das in den drei analysierten Gruppen etwa 280 Mikrogramm, zwischen 280 und 343 Mikrogramm oder mehr als 344 Mikrogramm pro Tag. Blatt- und einige Kohlgemüsearten, Tomaten, Orangen und Getreide sind zum Beispiel gute Folsäurelieferanten, aber auch Tierleber und -niere.

Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler um den Arzt und Gesundheitswissenschaftler Dr. Ying Liu aus St. Louis die Angaben von mehr als 29.000 Frauen im Zuge der Nurses‘ Health Study II aus.

Die Frauen hatten 1989 Auskunft über ihren Alkoholkonsum als Heranwachsende gegeben sowie 1998 Fragen zu Ernährungsgewohnheiten in diesem Alter beantwortet. Durch eine Biopsie bestätigte proliferative gutartige Brusterkrankungen wurden bei 659 Frauen zwischen 1991 und 2001 diagnostiziert.

Bei 600 Frauen handelte es sich um proliferative Veränderungen ohne Atypie, also etwa Fibroadenome oder intraduktale Papillome. Bei den übrigen waren atypische duktale oder lobuläre Hyperplasien festgestellt worden.

Pro 10 g Alkohol stieg das Risiko um 15 Prozent

Die statistische Auswertung aller Daten bestätigte eine dosisabhängige Assoziation zwischen dem Alkoholkonsum als Heranwachsende und der Wahrscheinlichkeit, dass sich eine gutartige Brustveränderung entwickelt.

In Zahlen: Pro 10 g Alkohol, die täglich im Alter zwischen 18 und 22 Jahren konsumiert wurden, stieg die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von gutartigen Brustveränderungen um 15 Prozent. Die Alkoholmenge entspricht zum Beispiel der eines Glases Wein (etwa 120 Milliliter).

Mit Folsäure ließ sich dieser Zusammenhang nicht beeinflussen: Die Risikoerhöhung pro 10 g Alkohol war in jeder der drei Gruppen mit unterschiedlicher Folsäureaufnahme gleich.

Ihre Studie liefere keinen Beleg dafür, dass vermehrt konsumierte Folsäure Heranwachsende vor gutartigen Brustveränderungen schütze, so die Wissenschaftler.

Möglicherweise liege das daran, dass in der Studie im Median nur 310 Mikrogramm Folsäure pro Tag aufgenommen wurden.

Denn es gebe Hinweise, dass bei erwachsenen Frauen, die mehr als 15 g Alkohol pro Tag trinken, eine Aufnahme von mindestens 600 Mikrogramm Folsäure pro Tag das Risiko für invasiv wachsenden Brustkrebs um 44 Prozent senkt, und zwar im Vergleich zu Frauen, die zwischen 150 und 300 Mikrogramm Folsäure pro Tag zu sich nehmen.

Quelle: www.springermedizin.de

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