Gute Compliance erhöht Schutz vor Herzinfarkt

UTRECHT (ob). Tausende Patienten erleiden pro Jahr in Europa vermeidbare Myokardinfarkte, weil sie ein verordnetes Statin nicht oder in zu niedriger Dosierung einnehmen. Ärzte sollten ihre auf Statine eingestellten Patienten deshalb unbedingt über die Notwendigkeit der Therapiebefolgung aufklären.

Veröffentlicht:

Diese Empfehlung leiten niederländische Wissenschaftler aus Ergebnissen einer neuen Analyse ab, bei der sie die Verordnungsdaten von 59 094 Patienten unter die Lupe genommen haben. Es handelte sich dabei um Patienten, die im Zeitraum zwischen 1991 und 2004 in den Niederlanden erstmals ein Statin verordnet bekamen.

In den ersten zwei Jahren der Behandlung hat ein Team um Dr. Fernie Penning-van Beest aus Utrecht anhand der in einer Datenbank (PHARMO) erfaßten Verordnungsdaten die Befolgung der Therapievorgaben durch die Patienten begutachtet. In Abhängigkeit von der Therapietreue (Persistenz) wie auch von der eingenommenen Statindosis - berücksichtigt wurde dabei auch die unterschiedliche Wirkstärke der einzelnen Statine - hat die Gruppe dann das Risiko für Klinikeinweisungen wegen eines Myokardinfarkts untersucht (European Heart Journal, Online-Veröffentlichung).

    Bei Einhaltung der Therapie 40 Prozent weniger Infarkte.
   

Schon innerhalb der ersten zwei Jahre nach Therapiebeginn brach jeder zweite Patient (53 Prozent) die Statin-Behandlung wieder ab - auch dann, wenn ein hohes kardiovaskuläres Risiko bestand. Nur bei 35 Prozent aller Patienten konstatierten die Untersucher dauerhafte Einhaltung der Therapievorgaben mit Einnahme eines Statins in mittlerer oder höherer Dosierung.

Unabhängig davon, ob die Behandlung als Primär- oder Sekundärprävention einzustufen war, hatten Patienten, die die Therapievorschriften dauerhaft befolgten, ein um 30 Prozent niedrigeres Herzinfarktrisiko als Therapieabbrecher. In der Gruppe mit Primärprävention sank die Rate infarktbedingter Klinikeinweisungen von 0,52 auf 0,42 pro 100 Patientenjahre, in der Gruppe mit Sekundärprävention von 0,86 auf 0,62 pro 100 Patientenjahre.

Die protektive Wirkung erwies sich dabei als dosisabhängig: Nahmen die Patienten Statine in mittlerer oder höherer Dosierung ein, betrug die Risikoreduktion sogar 40 Prozent, eine Low-dose-Statintherapie war hingegen nur mit einem um 20 Prozent niedrigeren Infarktrisiko assoziiert.

Die Untersucher schätzen, daß allein in den Niederlanden jährlich 300 bis 400 Herzinfarkte vermeidbar wären, wenn die Patienten verordnete Statine nicht absetzen oder nicht in suboptimaler Dosierung einnehmen würden. Hochgerechnet auf Europa kommen sie auf die Zahl bis zu 9000 Herzinfarkte pro Jahr, die sich verhindern ließen.

Mehr zum Thema

Abklärung von Ursachen

Eisenmangelanämie: Höhere Ferritin-Untergrenze für mehr Sicherheit?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung