Hausärzte stellen viele Weichen für Demenzkranke

FRANKFURT AM MAIN (ner). Die Kommunikation mit Demenz-Patienten und ihren Angehörigen braucht Fingerspitzengefühl. Kollegen tragen hier einmal mehr große Verantwortung, denn sie sind es, die mit ihrer Information oft wichtige Entscheidungen in der betroffenen Familie anstoßen müssen.

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Schon die Mitteilung der Diagnose oder des Verdachts eines Morbus Alzheimer kann das Arzt-Patienten-Verhältnis schwer belasten. Dennoch sollte jeder Hausarzt den Mut zu einer frühzeitigen Diagnostik haben, wie Dr. Volker von der Damerau-Dambrowski aus Stade gesagt hat. Nach Angaben des Allgemeinmediziners und Psychotherapeuten liegt die diagnostische Sicherheit von Screening-Verfahren wie dem Uhren-Test, dem Test DemTect® und dem Mini-Mental Status Test (MMST) bei 80 bis 90 Prozent. Dies hätten Autopsie-Studien ergeben.

Besonders Alzheimer-Patienten im Frühstadium kämen sich beim MMS-Test aufgrund der teilweise banal erscheinenden Fragen manchmal aber "vereiert vor", sagte Damerau-Dambrowski. Besser geeignet sei daher der DemTect®-Test.

Beim Demenztest müssen etwa Wortlisten wiederholt werden

Für diesen Test ist eine bessere Akzeptanz zu erwarten, da er eine große Streubreite bei Befragten im Bereich zwischen "gesund" und "mögliche Demenz-Erkrankung" hat. Er dauert sieben bis zehn Minuten und enthält fünf Aufgaben. Dabei müssen von den Patienten etwa eine Wortliste wiederholt, Ziffern in Worte umgewandelt und Zahlenfolgen rückwärts aufgesagt werden.

Damerau-Dambrowski sprach sich auch für regelmäßige Verlaufskontrollen der Betroffenen durch psychometrische Testverfahren alle sechs Monate aus. Dies diene nicht zuletzt auch der Abwehr von Regreßforderungen an Kollegen.

Da erste Demenz-Symptome meist den Angehörigen auffallen, sollte zunächst mit ihnen und den Betroffenen getrennt gesprochen werden, empfahl der Leipziger Psychiater Professor Hermann-Josef Gertz bei einer Veranstaltung der Unternehmen Eisai und Pfizer in Frankfurt am Main.

In der Kommunikation mit Demenz-Kranken hat Damerau-Dambrowski gute Erfahrungen mit der ABC-Regel nach Jennie Powel gemacht. Die Buchstaben A,B und C stehen dabei für

  • A = Avoid confrontation (vermeide Konfrontation)
  • B = Be practical (handle zweckmäßig)
  • C = Clarify feelings and comfort (formuliere die Gefühle des Patienten und spende ihm Trost, falls er ängstlich ist).

Negative Emotionen sollten vermieden werden. Humor, eine farbenfrohe und schöne Umgebung im Sprechzimmer sowie ein Gefühl der Geborgenheit erleichtern dagegen die Kommunikation. Die Sprache sollte klar und einfach sein, die Sätze kurz. Keinesfalls dürften Fragen "im Staccato" gestellt werden, betonte Gertz. Ein normales Sprechtempo sowie Wiederholungen unter Beibehaltung der Wortwahl führten eher zum Ziel.

Im Gespräch mit den Angehörigen sollten keine unrealistischen Erwartungen hinsichtlich der Therapie geweckt werden. Sie müßten lernen, die Alzheimer-Krankheit zu akzeptieren. Auch habe es keinen Zweck, den Patienten etwas beibringen zu wollen, sagte Gertz. Der Psychiater hält auch nichts von Gedächtnistraining, denn dieses Training führe lediglich zu einer permanenten Konfrontation des Demenz-Kranken mit seinen Defiziten.

Der behandelnde Arzt muß oft Entscheidungen anregen

Schwere, einschneidende Entscheidungen, zum Beispiel zur Aufgabe der eigenen Wohnung, zum Erstellen eines Testaments, solange das noch möglich ist, zur Teilnahme am Straßenverkehr oder zur Pflegeheim-Einweisung müßten oft vom behandelnden Arzt angeregt werden, denn "es gibt niemanden, der das sonst tun könnte", sagte Damerau-Dambrowski.

Den DemTect-Test können Kollegen bei Eisai/Pfizer bestellen unter der Telefonnummer: 0721/ 61 01 93 72.

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