Heilen mit Fäkalien

Die Darmflora beeinflusst die Gesundheit eines Menschen. Bei Adipösen oder Typ-2-Diabetikern ist sie gestört. Mit der Transplantation von Fäkalien lässt sich das beheben, sagt ein Diabetologe - und sieht im neuen Therapieansatz große Chancen.

Veröffentlicht:
Die verwendeten Fäkalien werden vor der Transplantation mit Milch oder Kochsalz verdünnt, homogenisiert und grob gefiltert.

Die verwendeten Fäkalien werden vor der Transplantation mit Milch oder Kochsalz verdünnt, homogenisiert und grob gefiltert.

© Africa Studio / fotolia.com

MAINZ (spa). Transplantation von Fäkalien ist ein seriöses und vielversprechendes Forschungsgebiet, betont Professor Michael Stumvoll aus Leipzig. Beim Diabetes-Update hat er Studiendaten dazu bei Adipositas und Typ-2-Diabetes vorgestellt.

Der Darm ist bei Neugeborenen quasi steril, bei Erwachsenen hingegen tummeln sich darin etwa 1014 Bakterien. Diese haben hundertmal mehr Gene, als in der DNA des Menschen vorhanden sind.

Schon länger Erfolg mit fäkaler Mikrobiota-Transplantation

Nach Schätzungen sind etwa 50 Prozent der Darmflora bei allen Menschen gleich und der Rest variabel. Anomalitäten des Spektrums gibt es bei Adipositas. Die Mikroorganismen beeinflussen die Gesundheit eines Menschen.

Zu den ersten zaghaften Versuchen hier einzugreifen zählt die Zufuhr von Probiotika. Bei massiven Fehlbesiedlungen des Darms, etwa mit Clostridium difficile, gibt es aber auch schon länger Erfolge mit der sogenannten fäkalen Mikrobiota-Transplantation (FMT).

"Das hört sich übler an, als es ist", sagte Stumvoll. Die verwendeten Fäzes werden gekühlt, mit Milch oder Kochsalz verdünnt, homogenisiert und grob gefiltert. Anschließend werden 25 bis 50 ml der trüben Flüssigkeit über eine Duodenalsonde appliziert.

Für die Anwendung bei Adipösen und Diabetikern geht man von der Hypothese aus, dass sich deren ungünstig veränderte Darmflora und damit die Gesundheit durch die FMT mit günstigen Bakterien positiv beeinflussen lässt.

Erste Studiendaten liegen vor

Dazu gibt es auch schon erste Daten am Menschen, allerdings existiert die von Stumvoll zitierte Studie derzeit nur als Abstract vom EASD-Kongress vor zwei Jahren in Stockholm (Diabetologia 2010; 53 (Suppl. 1) 90; 25).

"Ich warte täglich darauf, dass das in einem coolen Journal publiziert wird", sagte der Diabetologe.

In der Studie erhielten Patienten mit Metabolischem Syndrom nach einer Darmlavage entweder den aufbereiteten Stuhl gesunder Spender oder ihren eigenen.

Nach sechs Wochen gab es zwar - anders als im Tiermodell - keine Gewichtsveränderung, aber die Insulinsensitivität war signifikant besser, die hepatische Insulinsensitivität grenzwertig besser und die Triglyzeride nahmen vorübergehend ab.

Vielleicht werden künftig auch Gastroenterologen die Diabetologie bereichern.

Quelle: www.springermedizin.de

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Perioperative Komplikationen

Allgemeinchirurgie: HbA1c präoperativ bestimmen!

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Menschen laufen am Strand

© KOTO - stock.adobe.com

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!