Hepatitis-Kombivakzine ist für viele Reiseländer die beste Wahl

Ungeschützte Reisende laufen Gefahr, sich in Endemieländern mit Hepatitis zu infizieren. Die WHO rät daher, alle Menschen, die in solche Länder reisen, gegen Hepatitis A und B zu impfen.

Von Dagmar Jäger-Becker und Wolfgang GeisselWolfgang Geissel Veröffentlicht:
Jugendlichen fehlt oft die Hepatitis-B-Impfung, die sich gut aus Anlass einer Reise nachholen lässt.

Jugendlichen fehlt oft die Hepatitis-B-Impfung, die sich gut aus Anlass einer Reise nachholen lässt.

© Foto: dpa

BUDAPEST. Mehrere Hepatitis-A-Ausbrüche in Mittel- und Osteuropa haben kürzlich wieder deutlich gemacht, dass ein Infektionsrisiko mit dem Hepatitis-A-Virus (HAV) nicht nur in fernen Ländern besteht, wie Professor Hans Dieter Nothdurft aus München betont hat.

HAV wird zudem häufig von ungeimpften Reiserückkehrern aus Endemiegebieten eingeschleppt und kann sich in der heimischen Bevölkerung ausbreiten. Ansteckungsgefahr über kontaminierte Lebensmittel wie Salat oder Meeresfrüchte sowie durch engen Kontakt mit Infizierten bestehe sowohl bei Trekking-Touren als auch im 5-Sterne-Hotel, sagte Nothdurft beim 11. Internationalen Kongress für Reisemedizin (CISTM) in Budapest. Ein HAV-Infektionsrisiko gibt es nicht nur in Asien oder Afrika, sondern auch in Süd- und Osteuropa. Südlich der Alpen und östlich der Oder wird daher nach einer Faustregel zum Hepatitis-A-Schutz geraten.

Global betrachtet sind die Regionen mit erhöhtem Vorkommen von Hepatitis A und B weitgehend identisch. HBV, das vorwiegend über Blut oder andere Körperflüssigkeiten übertragen wird, führt bei bis zu 50 Prozent von infizierten Kindern im Alter unter fünf Jahren zu einem chronischen Verlauf. Bei Erwachsenen verlaufen 5 bis 10 Prozent der Infektionen chronisch. Etwa jeder vierte der chronisch Infizierten entwickelt eine Leberzirrhose mit dem Risiko eines hepatozellulären Karzinoms.

Hepatitis B verläuft bei 5 bis 10 Prozent der Erwachsenen chronisch.

Wie hoch das persönliche HBV-Infektionsrisiko auf Reisen ist, sei schwer abzuschätzen, sagte Professor Robert Steffen aus Zürich bei der von GlaxoSmithKline unterstützten Veranstaltung. Bis zu drei Prozent der Reisenden werden unterwegs medizinisch behandelt, wodurch zum Beispiel das Infektionsrisiko erhöht ist. Stark erhöht ist das Risiko bei Geschlechtsverkehr mit Einheimischen in Endemieländern.

Der Hepatitis A/B-Kombinationsimpfstoff Twinrix® bietet Reisenden doppelten Schutz. Er erzielt ähnlich hohe Antikörper-Titer wie die monovalenten Impfstoffe. Nach Angaben von Steffen verhilft die kombinierte Impfung oft auch Non-Respondern auf die Hepatitis-B-Impfung noch zu einem ausreichenden Impfschutz (wir berichteten).

Geimpft wird bei Kindern und Erwachsenen nach dem Schema 0-1-6 Monate. Reisende gilt es darauf hinzuweisen, dass der Impfschutz nach der ersten Dosis noch nicht ausreicht. Für kurz entschlossene "last-minute"-Reisende eignet sich das Schnellschema 0-7-21 Tage plus eine Auffrischimpfung nach 12 Monaten. Generell gilt auch bei einem bis zu zehn Jahren unterbrochenen Impfschema: Bei Erwachsenen zählt jede Impfung, so Steffen. Impfschutz gegen Hepatitis A und B besteht nach der Grundimmunisierung mehr als zehn Jahre.

Mehr zum Thema

Impfempfehlungen

Neuer STIKO-Chef fordert mehr Personal

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen