KOMMENTAR

Heroin als Arznei - das ist sinnvoll!

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Im Streit um die kontrollierte Abgabe von Diamorphin an Schwerstabhängige deutet sich ein fauler Kompromiss an: Unionsfraktionschef Volker Kauder hat sich dafür ausgesprochen, zumindest jene 330 Patienten, die derzeit noch Diamorphin erhalten, auf diese Weise weiter zu behandeln. Er wolle nicht verantworten, so Kauder, dass einer dieser Patienten womöglich stirbt, sollte das Programm nicht fortgeführt werden. Gleichzeitig dürften jedoch keine weiteren Patienten in neue Heroin-Projekte aufgenommen werden.

Kauders Eiertanz offenbart die zynisch anmutende Doppelmoral, in der seine Partei in puncto Drogensubstitution verhaftet ist. Im konkreten Fall will man nicht den Tod eines Menschen riskieren, aber was ist mit künftigen Patienten?

Die Union hat Angst, Heroin salonfähig zu machen. Das ist Unsinn, denn es geht allein darum, schwer kranken Patienten, die auf andere Medikamente nicht ansprechen, eine Alternative zu bieten. Ebenso wenig greift das Argument des CDU-Gesundheitsexperten Jens Spahn, Diamorphin sei dreimal so teuer wie Methadon. Das mag für die Anschaffung gelten, berücksichtigt aber nicht die möglichen Folgekosten eines Klinik- oder Gefängnisaufenthalts.

Die Vorzüge der Heroin- im Vergleich zur Methadonbehandlung bei Schwerstabhängigen sind wissenschaftlich erwiesen. Daher sollte die Heroinvergabe in die Regelversorgung dieser schwer kranken Patienten - nur um sie geht es - aufgenommen werden.

Lesen Sie dazu auch: "Dann geht der Teufelskreis von vorne los!"

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert