Typ-2-Diabetes

Hoher Blutzucker geht aufs Gehirn

Typ-2-Diabetiker entwickeln rascher kognitive Defizite als andere Menschen. Eine Studie hat einen Erklärungsansatz.

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BOSTON. Kognitive Defizite gehen bei Typ-2-Diabetikern mit Störungen der zerebralen Durchblutung und mit entzündlichen Veränderungen einher, hat jetzt eine Studie von Neurologen um Dr. Vera Novak vom Beth Israel Medical Center in Boston ergeben (Neurology 2015; online 8. Juli).

Für ihre Studie haben die Ärzte 65 Probanden rekrutiert und zwei Jahre begleitet. 35 Studienteilnehmer hatten einen Typ-2-Diabetes, die anderen dienten als Kontrollgruppe.

Zu Studienbeginn und nach zwei Jahren wurde jeweils ein 3T-MRT aufgezeichnet, mit dem die zerebrale Durchblutung und die Funktionsfähigkeit der Hirngefäße abgeschätzt werden konnten.

Zusätzlich wurden regelmäßig Entzündungsparameter gemessen, und die Probanden mussten neuropsychologische Tests absolvieren.

Bereits nach zwei Jahren zeigte sich, dass die Gefäßfunktion in der MRT-Messung bei den Diabetespatienten signifikant stärker abgenommen hatte als bei den Kontrollprobanden.

Dies ging einher mit einem signifikant stärkeren Abfall der kognitiven Leistungen in mehreren neuropsychologischen Tests, wobei die Diabetespatienten bereits zu Studienbeginn in den Tests insgesamt schlechter abgeschnitten hatten.

Interessant waren die Laboranalysen: Erhöhte Entzündungsparameter (Cortisol, CRP) sowie erhöhte Parameter für Schäden an Blutgefäßen zu Studienbeginn waren bei den Diabetespatienten, nicht aber in der Kontrollgruppe mit Verschlechterungen von Hirndurchblutung und Kognition assoziiert.

Höhere HbA1c-Werte zu Beginn sagten ebenfalls Funktionsstörungen der Blutgefäße voraus. Ob der Diabetes dagegen im Studienzeitraum gut oder schlecht eingestellt war, machte zumindest über die untersuchten zwei Jahre keinen Unterschied.

Dass ein Diabetes bei einigen Patienten die Kognition beeinträchtigt, ergab etwa schon die Aquitaine-Studie mit 400 HIV-Infizierten (Neurology 2015 online 8. Juli).

In dieser Studie zeigten Patienten mit Diabetes oder Prädiabetes, nicht aber Patienten mit anderen kardiovaskulären Risikofaktoren, schlechtere kognitive Leistungen und einen rascheren kognitiven Leistungsabfall.

Nach der Bostoner Studie stellt sich jetzt die Frage, ob mit Messungen der Gefäßfunktion nicht jene Patienten zu einem relativ frühen Zeitpunkt identifiziert werden könnten, bei denen kognitive Verschlechterungen drohen. (gvg)

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