Hohes Risiko ab einem Meter Bauchumfang

BERLIN (dru) Übergewicht und Adipositas werden in Deutschland weder von der Bevölkerung noch von Ärzten adäquat als Krankheit wahrgenommen. Diese Tatsache, so Professor Alfred Wirth, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, stehe im krassen Widerspruch zu den realen Gefahren wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes.

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Wie Wirth bei der Start-Veranstaltung der Kampagne "Bauchumfang ist Herzenssache" (wir berichteten) vor kurzem in Berlin berichtet hat, ist besonders das viszerale Fett Ursache für die Entstehung der bekannten Folgeerkrankungen. "Krank werden Übergewichtige vorwiegend dann, wenn sie vermehrt intraabdominal um die Bauchorgane Fett haben", so Wirth.

Bauchfett unterscheidet sich vom Unterhautfettgewebe, da es vehementer in den Stoffwechsel eingreift und krankhafte Veränderungen herbeiführt. Zu den bekannten Veränderungen gehören dabei die Erhöhung der Triglyzeride, der "small dense"-LDL-Partikel, von Apolipoprotein C sowie die gestörte Glukosetoleranz und die endotheliale Dysfunktion.

Im Labor lassen sich aber darüber hinaus ein Anstieg der Zytokine, des Fibrinogens und des PAI-1 (Plasminogen Activator Inhibitor Typ 1) nachweisen. Im Bauchfett findet somit eine chronisch entzündliche Gewebereaktion statt. Es befindet sich in prothrombotischem Zustand.

Der BMI allein, so Wirth, sei für die Risikoabschätzung unzureichend. Vor allem der Taillenumfang gibt Aufschluß über das tatsächliche Risiko. Männer mit einem Taillenumfang von weniger als 94 cm sind trotz eines BMI von 25 bis 30 noch nicht gefährdet. Patienten mit demselben BMI, aber einem Taillenumfang von über 102 cm müssen dagegen zu den Hochrisikopatienten gezählt werden.

Jeder Arzt sollte regelmäßig das Maßband um den Patientenbauch legen und den Patienten entsprechend beraten, hieß es bei der Veranstaltung.

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