Endoprothesen

Hygiene könnte jede vierte Infektion verhüten

BERLIN (eb). Bei ein bis 15 Prozent der Operationen, in denen Patienten künstliche Gelenke erhalten, kommt es zu einer bakteriellen Entzündung. Oft hat dies wiederholte Operationen zur Folge. Häufigste Ursache sind Staphylokokken aureus.

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Etwa jede fünfte Infektion mit diesen Bakterien geht in Deutschland auf die resistente Variante MRSA zurück. Um die Situation in Deutschland zu verbessern, wurde vergangenes Jahr das Infektionsschutzgesetz novelliert.

Tiefe Endoprothesen-Infektionen sind eine schwere Komplikation nach Gelenkersatz. Die meisten erfolgen während der Op durch die körpereigene Flora des Patienten, durch Mikroorganismen aus der Luft oder Keimübertragung durch das Operationsteam.

Doch auch Jahre nach dem Einsatz können Hautinfektionen, Zahnfleisch- und Harnwegsinfekte oder ein Diabetes mellitus Gelenkinfektionen hervorrufen.

Für den Betroffenen geht eine infizierte Gelenkprothese meist mit einem langen Krankenhausaufenthalt und schlimmstenfalls dem Verlust des künstlichen Gelenks einher.

"Solche Patienten müssen schnellstmöglich in spezialisierten Zentren behandelt werden, die die personellen, technischen und diagnostischen Erfordernisse mitbringen", mahnt Professor Gunther O. Hofmann aus Halle beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin.

Obwohl die Patienten bereits vor der Operation vorbeugend mit Antibiotika behandelt werden, erleiden viele Operierte eine Infektion.

Während sich diese bei der Operation zugezogenen Infektionen meist recht gut behandeln lassen, sind diejenigen, die die Endoprothese zu einem späteren Zeitpunkt befallen, deutlich schwerer in den Griff zu bekommen.

Multiresistente Erreger der Art "Klebsiella pneumoniae" kämen in den letzten Jahren vermehrt vor, so der Experte: Vom 1. Dezember 2011 bis 31. März 2012 wurden deutschlandweit 140 Infektionen mit resistenten Klebsiellen nachgewiesen.

"Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der Krankenhaus-Infektionen lassen sich durch die Einhaltung von Hygiene-Standards vermeiden", erläutert Hofmann.

Neu aufgenommene Patienten sollten einem Screening auf multiresistente Erreger (MRE) unterzogen und bei Bedarf isoliert werden. Mikrobiologische Visiten, Auswertung von Resistenz-Statistiken und eine daran angepasste Antibiotika-Therapie können die Behandlung darüber hinaus effizienter und sicherer gestalten.

Wie Kliniken auf die steigenden Infektionsgefahren, etwa durch Multiresistenzen und immer mehr chronisch kranke Menschen, reagieren und die Richtlinien des Infektionsschutzgesetzes mithilfe von Hygiene-Standards umsetzen können, schildert Professor Hofmann am Beispiel der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost in Halle.

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