Koreanische Studie

Hypotonie mit Suizidgedanken assoziiert

Niedrige Blutdruckwerte gelten als lästig, aber ungefährlich. Koreanische Forscher wollen die Ansicht nicht länger teilen.

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Risikofaktor Hypotonie: In einer Studie mit über 20.000 Teilnehmern haben Forscher herauszufinden versucht, wie häufig Menschen mit niedrigen Blutdruckwerten im Vergleich zu solchen mit normalem Druck Suizidgedanken haben.

Risikofaktor Hypotonie: In einer Studie mit über 20.000 Teilnehmern haben Forscher herauszufinden versucht, wie häufig Menschen mit niedrigen Blutdruckwerten im Vergleich zu solchen mit normalem Druck Suizidgedanken haben.

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SEOUL. Trotz des Verdachts, dass niedriger Blutdruck Suizidgedanken den Weg bahnen könnte, gibt es keine Daten zu dieser Assoziation. Kyung-in Joung und Sung-il Cho von der Universität in Seoul haben nun anhand der Vier-Jahres-Daten einer koreanischen Gesundheits- und Ernährungsstudie mit mehr als 20.000 Teilnehmern versucht herauszufinden, wie häufig Menschen mit niedrigen Blutdruckwerten im Vergleich zu solchen mit normalem Druck Suizidgedanken haben (BMC Public Health 2018, online 1. März).

Die Forscher stießen tatsächlich auf eine solche Assoziation. So hatten insgesamt 11,2 Prozent der Probanden über Suizidgedanken berichtet. Lag der systolische Druck aber unter 100 mmHg, stieg der Anteil auf 12,5 Prozent. Für Werte unter 95 und 90 betrugen die Raten 13,7 Prozent und 16,6 Prozent.

Nach Abgleich gegen Einflussgrößen wie Geschlecht, Alter, BMI, Cholesterinspiegel, Einkommen, Bildungsgrad, Familienstand, Rauchstatus und Alkoholkonsum ergaben sich Quotenverhältnisse von 1,29 sowie 1,44 und 1,71 für systolische Drücke unter 100, 95 und 90 mmHg. Begleitkrankheiten wie Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt/Angina pectoris und Depressionen wirkten sich kaum auf die Stärke der Zusammenhänge aus. Bei prähypertensiven und hypertensiven Personen waren diesbezüglich keine signifikanten Assoziationen festzustellen.

Die biologischen Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen niedrigem Blutdruck und Suizidgedanken steuern, liegen weitgehend im Dunkeln. Zerebrale Minderperfusion und verminderter Sauerstofftransfer könnten ebenso dazu beitragen wie eine Überexpression von Neuropeptid Y. Völlig auszuschließen ist aber auch eine reverse Verursachung nicht, insofern Suizidgedanken bzw. damit verbundene Depressionen zu Gewichtsverlust und Antriebsmangel führen können, die wiederum den Blutdruck zu senken vermögen.(rb)

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