Stellungnahmen möglich
IQWiG veröffentlicht Vorbericht zu motorbetriebenen Bewegungsschienen
KÖLN. Ob Patienten, die an Knie- oder Schultergelenk operiert wurden oder konservativ behandelt werden müssen, vom Training mit motorbetriebenen, also passiven Bewegungsschienen profitieren, wird derzeit vom IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) geprüft. Die vorläufigen Ergebnisse liegen nun vor, teilt das Institut mit. Demnach zeigen diese Schienen bei drei von insgesamt sieben Vergleichen, die in Studien untersucht wurden, einen Vorteil. Allerdings jeweils nur für einzelne Endpunkte, nämlich beim Schmerz oder beim Bewegungsumfang. Mit Ausnahme der Indikation Kniegelenks-Ersatz sei die Studienlage eher dürftig, so das IQWiG. Mithilfe von motorbetriebenen Bewegungsschienen (Continuous passive Motion = CPM) können Gelenke bewegt werden, ohne dass Patienten ihre Muskeln anspannen müssen, erinnert das IQWiG in einer Mitteilung zur Veröffentlichung des Vorberichts. So sei es unter anderem möglich, Gelenke schon kurz nach einer Op wieder intensiv zu aktivieren, etwa wenn am Knie ein künstliches Kniegelenk implantiert oder das vordere Kreuzband ersetzt werden musste. Aber auch bei einer konservativen Behandlung können sie verwendet werden, etwa bei der Schultersteife. In der Regel kommt die CPM nicht allein, sondern als Teil einer multimodalen Therapie zum Einsatz und ergänzt eine Physiotherapie.
33 randomisierte kontrollierte Studien einbezogen
Insgesamt konnten die IQWiG-Wissenschaftler 33 randomisierte kontrollierte Studien zu insgesamt sieben Fragestellungen einbeziehen, wobei die CPM zusätzlich zur Physiotherapie oder als Ersatz für diese untersucht wurde. Sechs der Studien bezogen sich auf Indikationen an der Schulter, die übrigen 27 auf das Knie.
Am besten sei die Datenlage für die CPM als Zusatz zur Physiotherapie nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks, meldet das IQWiG. Aus diesen 21 Studien habe das Institut Daten von insgesamt 1649 Teilnehmern auswerten können, bei den übrigen sechs Fragestellungen seien es dagegen jeweils weniger als 150 gewesen.
Wenig Infos zur Lebensqualität
Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität seien in den Studien nur punktuell erhoben worden, und auch zu unerwünschten Ereignissen, also etwa Komplikationen, lieferten sie kaum verwertbare Informationen. Zwar machten fast alle Studien hier Angaben. Es bleibe aber unklar, ob die unerwünschten Ereignisse systematisch erhoben und vollständig berichtet wurden.
Ausreichende Informationen vermissen die Wissenschaftler des IQWiG auch in Hinblick auf die verabreichten Schmerzmittel. Diese könnten die Ergebnisse – nicht nur beim Endpunkt Schmerz – verfälschen, weil etwa Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen womöglich nicht allein auf die CPM, sondern auf die begleitende Analgetika-Therapie zurückzuführen sind.
Drei Studien zu konservativer Therapie bei Schultersteife
Für die konservative Behandlung der Schultersteife lagen drei Studien mit insgesamt 128 Teilnehmern vor, die CPM gegen Physiotherapie testeten. In Hinblick auf Schmerz zeigen die Ergebnisse einen Hinweis auf einen höheren Nutzen der CPM. Dies ist allerdings der einzige Nutzen-Aspekt, bei denen CPM Patienten laut Studien einen Vorteil bietet, wie das Kölner Institut berichtet.
Weniger Schmerzen hätten demnach auch Patienten mit einer Rotatorenmanschettenruptur. Die hier maßgebliche Studie verglich Physiotherapie plus CPM mit Physiotherapie allein. Das IQWiG sieht hier einen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen.
Was den Endpunkt Bewegungsumfang betrifft, hat die CPM bessere Ergebnisse vorzuweisen, wenn sie ergänzend zu Physiotherapie unmittelbar nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks in der Klinik angewendet wird. Einen Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen zeigten die Daten allerdings nur, wenn das Knie mindestens sechs Stunden täglich trainiert wird, berichtet das IQWiG. Bei weniger als sechs Stunden könnten Patienten dagegen ihr Knie nicht besser beugen.
IQWiG rät zu weiteren Studien
Vorteile oder Nachteile zeige die CPM bei dieser Indikation für keinen der übrigen Endpunkte, seien es Schmerz, Kniefunktion, Notwendigkeit erneuter Eingriffe oder Lebensqualität.
In den Indikationen, in denen derzeit noch kein (höherer) Nutzen feststellbar ist, empfiehlt das IQWiG weitere randomisierte kontrollierte Studien. Dabei wäre es wichtig, nicht nur die Schmerzmittelgaben, sondern auch die jeweiligen Behandlungsschemata von CPM und Physiotherapie zu standardisieren und in ihrer Anwendung zu erfassen. Denn bei der Bewertung habe sich gezeigt, dass die Behandlungen sowohl mit CPM als auch mit Physiotherapien teils sehr unterschiedlich waren, etwa in Hinblick auf ihren Beginn und ihre Dauer. Gleichzeitig seien diese Interventionen in den Studien aber nicht ausreichend detailliert beschrieben worden. Dieser Umstand erschwere die Interpretation der Studienergebnisse erheblich.(eb)
Stellungnahmen zum Vorbericht sind möglich bis zum 30. Januar: ww.iqwig.de