Analyse

Berufsunfähigkeitsversicherung: Immer mehr Fälle aufgrund von psychischen Erkrankungen

Bei der Debeka waren im Jahr 2022 fast die Hälfte aller neuen Fälle in der Berufsunfähigkeitsversicherung auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Ganz vorn rangieren dabei depressive Störungen.

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Psychische Erkrankungen von Arbeitnehmern führen beim Anbieter Debeka zu immer mehr Leistungsansprüchen in der Berufsunfähigkeitsversicherung.

Psychische Erkrankungen von Arbeitnehmern führen beim Anbieter Debeka zu immer mehr Leistungsansprüchen in der Berufsunfähigkeitsversicherung.

© katarinagondova / stock.adobe.com

Koblenz. Die Debeka Lebensversicherung registriert eine wachsende Bedeutung psychischer Erkrankungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Nach einer aktuellen Analyse des Koblenzer Unternehmens war im Jahr 2022 mit 47,5 Prozent fast jeder zweite neue Leistungsfall auf diesen Bereich zurückzuführen. Das war eine Zunahme um 2,6 Prozentpunkte. Damit sei ein Rekordniveau erreicht worden, teilte die Debeka mit. Laut dem Unternehmen hat der Anteil viele Jahre zwischen 40 und 45 Prozent geschwankt.

Depressive Störungen waren im Jahr 2022 innerhalb der psychischen Erkrankungen die mit großem Abstand häufigste Diagnose bei neuen BU-Fällen der Debeka Leben. Es folgten somatoforme Störungen und Angststörungen.

Bei der Debeka spielen psychische Erkrankungen ebenso wie bei anderen Lebensversicherern seit Jahren eine dominierende Rolle bei den Ursachen für Berufsunfähigkeit. In der gesetzlichen Rentenversicherung sieht es ähnlich aus: Bei der Deutschen Rentenversicherung sind im Jahr 2022 rund 64.600 der 164.000 erstmals gezahlten Erwerbsminderungsrenten auf den Bereich Psychosomatik und Psychotherapie entfallen. Das sind 39,4 Prozent.

Mehr Fälle durch COVID-19

Die zweitwichtige Ursache für BU waren bei der Debeka im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 15,3 Prozent Neubildungen. Es folgten Erkrankungen des Bewegungsapparats mit 10,6 Prozent.

Der Versicherer berichtet, dass sich 2022 im zweiten Jahr in Folge die Corona-Pandemie in der BU-Statistik niedergeschlagen hat. Eine COVID-19-Erkrankung und ihre Folgen waren in 26 Fällen Grund für BU-Leistungen, vier Mal so viel wie 2021. Bei neuen Leistungsfällen entfielen 2022 insgesamt 2,4 Prozent auf COVID-19.

Der Lebensversicherer hat im vergangenen Jahr 340 Millionen Euro an Beiträgen in der Berufsunfähigkeitsversicherung erzielt. Das entspricht rund 9 Prozent der Prämieneinnahmen. Sie zahlte 69,1 Millionen Euro an BU-Renten aus, nach 67,2 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Zahl der Rentenempfänger stieg von 7.648 auf 7.931. Der Großteil der Versicherten (7.067) waren als Vollinvalide eingestuft, 864 als Teilinvalide.

Entstigmatisierung notwendig

„Der massive Anstieg psychischer Erkrankungen, der sich zunehmend auch bei der Berufsunfähigkeit bemerkbar macht, ist ein Alarmsignal einer sich wandelnden Gesellschaft“, wird Debeka-Chef Thomas Brahm in einer Mitteilung zitiert. Das zeigt für ihn, dass Themen wie Work-Life-Balance und mehr Ausgleich bei mentalen Belastungen immer wichtiger werden.

Die Zahlen sollten alle wachrütteln, findet Brahm. „Wir sollten mit psychischen Erkrankungen offener umgehen und dieses komplexe Krankheitsbild endlich aus der Stigmatisierung herausholen“, fordert er. (iss)

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