Impfstoff knapp, Patienten verunsichert - bei Zeckenstich ist Aufklärung nötig

Borreliose und Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) sind die häufigsten Zeckenkrankheiten in Deutschland. Für die Prävention sind Allgemeinmaßnahmen gegen Zecken und Impfungen zu empfehlen, um das Risiko für Infektionen zu minimieren.

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Wer in einem FSME-Risikogebiet von einer Zecke gestochen wurde, hat ein Risiko von 1 : 300 bis 1 : 10 000 an FSME zu erkranken. Jeder, der sich in Risikogebieten in der Natur aufhält, sollte sich daher impfen lassen. Wegen der Impfstoffknappheit rät das Paul-Ehrlich-Institut, zurzeit alle nicht sofort notwendigen Impfungen auf den September - wenn es voraussichtlich wieder genug Impfstoff gibt - zu verschieben (Empfehlungen: www.pei.de/fsme). Dazu gehören:

  • Booster nach kompletter Grundimmunisierung mit drei Impfungen,
  • dritte Teilimpfung einer Impfserie, wenn die zweite Impfung weniger als drei Jahre zurückliegt.

Der Schutz für alte Menschen ist besonders wichtig, so das Robert-Koch-Institut (RKI). So steigt das Risiko für eine schwere Enzephalitis durch FSME ab dem 50. Lebensjahr stark an. Zudem sollten jetzt vor allem Menschen geschützt werden, die sich besonders oft und lang in Risikogebieten in der Natur aufhalten.

Nach einem Zeckenstich besteht in Deutschland zudem ein Risiko von etwa 1 : 70 bis 1 : 300, an einer Borreliose zu erkranken. Impfschutz gegen die bakterielle Infektion gibt es bekanntlich nicht. Die von einigen US-Ärzten propagierte Antibiotika-Prophylaxe nach Zeckenstich wird in Deutschland nicht empfohlen.

Zu einer Antibiotika-Therapie wird geraten, wenn es zu Symptomen kommt. Patienten sollten daher vier bis fünf Wochen die Stichstelle immer wieder kontrollieren. Ist es zu einer Infektion mit Borrelien gekommen, entwickelt sich bei 40 bis 60 Prozent der Betroffenen ein Erythema migrans (EM). Gleichzeitig können Allgemeinsymptome wie Fieber, Myalgien, Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellungen auftreten. Nach einer Antibiotikatherapie heilt eine Borreliose in diesem Frühstadium meist folgenlos aus.

Ohne ein Erythema migrans ist eine Borreliose oft schwer zu diagnostizieren, vor allem in späteren Stadien der Erkrankung. Möglich ist eine Neuroborreliose, die Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich auftreten kann. Typisch sind brennende radikuläre Schmerzen oft in der Nähe der Stichstelle. Bei über 90 Prozent der Patienten werden schlaffe Lähmungen beobachtet. Relativ selten gibt es in diesem Krankheitsstadium eine Manifestation am Herzen (etwa Myokarditis). Sehr selten ist auch eine chronische Neuroborreliose möglich.

Monate bis Jahre nach Infektion ist eine Acrodermatitis chronica atrophicans mit Atrophie der Haut möglich (Zigarettenpapier-Haut). Eine weitere Spätform ist die Lyme-Arthritis als chronisch rezidivierende Entzündung, die meist die Knie (80 Prozent) und Sprunggelenke befällt.

Eine wahrscheinlich nichtinfektiöse Folge ist das Post-Lyme-Disease-Syndrom, berichten Dr. Wiebke Hellenbrand und Privatdozentin Gabriele Poggensee vom RKI (Berliner Ärzte 5, 2007, 15). Möglich sind neurologische, psychiatrische und rheumatische Symptome. Betroffene haben oft einen hohen Leidensdruck bis hin zur Erwerbsunfähigkeit. (eis)

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STICHWORT

FSME

Werden FSME-Viren übertragen, erkrankt etwa jeder dritte Infizierte. Die Krankheit verläuft biphasisch mit zunächst grippeähnlichen Symptomen. Nach fieberfreiem Intervall von einer Woche kriegen 40 Prozent der Erkrankten eine Meningoenzephalitis. Ein bis zwei Prozent der Erkrankten mit ZNS-Beteiligung sterben. In Deutschland wurden 2006 insgesamt 546 Patienten mit FSME registriert.



Borreliose

Bei Borreliose sind Symptome an Haut, Nervensystem, Gelenken und Herz möglich. In einer Studie fand sich ein Erythema migrans als einziges Symptom bei 89 Prozent der Erkrankten, eine Neuroborreliose bei drei Prozent, eine kardiale Beteiligung (Myo-, Peri-, Pankarditis) bei unter ein Prozent, eine Lyme-Arthritis bei fünf und eine Acrodermatitis bei ein Prozent.



Anaplasmose

Die Humane Granulozytäre Anaplasmose (früher Ehrlichiose) wird vom Bakterium Anaplasma phagocytophilum verursacht. In Deutschland sind bis zu fünf Prozent der Zecken damit befallen, bis zu zehn Prozent der Menschen haben Antikörper gegen den Keim. Die Symptome mit Fieber, Kopfweh und Muskelschmerzen sind unspezifisch. In Deutschland wurden bisher nur Verdachtsfälle registriert.

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