Kranioplastik

Implantat in die Tasche stecken

Chirurgen der Johns Hopkins University School of Medicine haben ein neues Verfahren für die sekundäre Kranioplastik vorgestellt. Es soll vor allem helfen, die Rate postoperativer Infektionen zu senken.

Veröffentlicht:

BALTIMORE. Operationen für die sekundäre kraniale Rekonstruktion, Kranioplastiken, sind indiziert zum Schutz des Gehirns und für die Wiederherstellung einer symmetrisch-ästhetischen Anmutung.

Speziell dienen sie der Behandlung des Trepanationssyndroms, das etwa nach dekompressiven Kraniektomien auftreten kann. Besonders anfällig für Deformationen ist hier die an komplexen Konvexitäten reiche Region des Pterions an der Sutura sphenoparietalis, wo Stirn-, Scheitel-, Schläfen- und Keilbein eng benachbart sind.

Zur Deckung der teils ausgedehnten Defekte werden autologe Knochendeckel oder individuell angepasstes alloplastisches Material, vor allem Polymethylmethacrylat (aus dem auch Plexiglas hergestellt wird), eingesetzt.

Ein Problem dabei ist die hohe Rate tiefer Infektionen, die ausweislich der Daten in der Literatur bis zu 40 Prozent beträgt. Bei den Erregern handelt es sich häufig um Staphylokokken.

Die Chirurgen aus Baltimore um Chad Gordon haben nun eine neue Technik entwickelt, mit der sie diese Infektionen vermeiden wollen. Vom Prinzip her bedienen sie sich dafür einer Vorgehensweise, wie sie in der Brustaufbau- oder auch der Bauchdeckenplastik eingesetzt wird (Neurosurgery 2014; 27. Januar).

Das Implantat wird dabei in eine Gewebetasche gesteckt, sodass es beidseitig von durchblutetem Gewebe umgeben ist. Im Fall der Kranioplastik bedeutet das, die Kopfschwarte über dem Defekt nicht vollständig abzuheben und das Implantat auf die Dura beziehungsweise den Duraersatz zu platzieren.

Vielmehr wird im Bereich des Defekts nur ein Teil der Schwarte - Haut, Unterhaut und Galea aponeurotica - im subaponeurotischen Bindegewebe abpräpariert. Das vaskularisierte Pericranium bleibt hingegen intakt. Der Defekt wird gedeckt, das Implantat kommt zwischen Pericranium und Galea zu liegen und wird mit Platten und Schrauben am umliegenden Knochen fixiert (Video).

Gordon und Kollegen haben über 46 Patienten mit kranioplastischer Deckung eines Defekts mit mehr als 5 qcm Durchmesser berichtet. Nur in einem Fall (2,17 Prozent) war es zu einer tiefen Infektion gekommen, der verwendete Knochendeckel musste entfernt werden.

Alloplastische Implantate blieben allesamt von Infekten verschont. Besonders bemerkenswert: Keiner der präparierten Galea-Haut-Lappen zeigte Anzeichen von Nekrose, Ischämie oder Wunddehiszenz. (rb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Destatis

Männer liegen bei der Sterblichkeit vorn

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Abb. 1: a) Verlauf einer Gruppe unbehandelter Personen, b) 5-Jahres-Daten der SUNFISH-Studie Teil1, c) Teil2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Therapie der 5q-assoziierten SMA

Risdiplam-Filmtabletten: flexiblere Anwendung im Alltag

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar