Deutschland

In 20 Jahren zwölf Millionen Diabetiker?

Hält der Trend bei der Zunahme von Typ-2-Diabetes weiter an, dann wird die Zahl der Betroffenen bis 2040 um bis zu 77 Prozent ansteigen, haben Epidemiologen berechnet.

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DÜSSELDORF. Mindestens 7,2 Prozent der Menschen in Deutschland sind bereits heute an Diabetes mellitus erkrankt. Forscher um Dr. Ralph Brinks vom Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ) und vom Robert Koch-Institut (RKI) warnen aufgrund ihrer Hochrechnungen vor einem weiteren deutlichen Anstieg.

Sie haben Daten des Statistischen Bundesamtes sowie von etwa 65 Millionen GKV-Versicherten in Deutschland analysiert, berichtet das DDZ in einer Mitteilung. Ausgewertet wurden Entwicklungen bei Neuerkrankungen, steigender Lebenserwartung und abnehmender Mortalität durch medizinischen Fortschritt.

Dadurch hätten sich die prognostizierten Fallzahlen exakter als bisher berechnen lassen (Diab Med 2019; online 19. Januar).

In der Kalkulation wurden drei Größen berücksichtig: Außer der Prävalenz waren dies die Mortalität bei Menschen mit und ohne Typ-2-Diabetes sowie die Neuerkrankungsrate (Inzidenz). Diese Faktoren werden sich über die Zeit deutlich verändern.

- Prävalenz: Allein die einfache Projektion der altersspezifischen Krankheitshäufigkeit in 2015 auf die wahrscheinliche Altersstruktur der Bevölkerung in 2040 ergab einen Anstieg der Diabetes-Fälle um 21 Prozent auf 8,3 Millionen.

- Mortalität: Derzeit sind die Sterberaten bei Menschen mit Diabetes in Deutschland noch etwa doppelt so hoch wie bei stoffwechselgesunden Menschen. Aufgrund des medizinischen Fortschritts mit besseren Behandlungsmöglichkeiten bei Diabetes und den Folgeerkrankungen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass künftig weniger zuckerkranke Menschen frühzeitig sterben als bisher. Solche Trends sind bereits in anderen Ländern beobachtet worden.

- Inzidenz: Ganz entscheidend ist zudem die zukünftige Entwicklung der Neuerkrankungsraten. Diese werden beeinflusst durch Veränderungen bei Diabetes-Risikofaktoren wie etwa körperlicher Inaktivität, Fehlernährung und Adipositas.

Unter Einbeziehung dieser drei Größen und der steigenden Lebenserwartung errechneten die Wissenschaftler mit unterschiedlichen Annahmen für die Entwicklung der Neuerkrankungsrate und der diabetesbezogenen Übersterblichkeit von 2015 bis 2040 eine relative Zunahme der Typ-2-Diabetes-Fälle in Deutschland um 54 bis 77 Prozent (plus 3,8 bis 5,4 Millionen Fälle).

Das bedeutet: Im Jahr 2040 werden diesen Prognosen zufolge 10,7 bis 12,3 Millionen Menschen von einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung betroffen sein, so das DDZ in der Mitteilung.

Besonders stark nimmt die Zahl der älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes zu. Hierdurch ist vor allem auch ein Mehrbedarf an Diabetologen und Präventionsmaßnahmen absehbar.

„Nach diesen Berechnungen müssen sich Praxen und Kliniken noch mehr als bisher auf die Behandlung von älteren Menschen mit Typ-2-Diabetes einstellen“, betont Professor Michael Roden vom DDZ-Vorstand in der Mitteilung. Nötig werden mehr Expertenschulungen und die Einrichtung spezialisierter Zentren.

Am stärksten, so das Fazit der Wissenschaftler, hängt die künftige Fallzahl davon ab, wie viele Menschen in den nächsten zwei Jahrzehnten tatsächlich neu an Typ-2-Diabetes erkranken werden. Das sei eine Größe, die durch Präventions- und Schulungsmaßnahmen positiv beeinflusst werden könnte. (eb/eis)

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