Kommentar des Experten

"Insulin zum Leben" hilft in armen Ländern

In Entwicklungsländern ist Typ-1-Diabetes häufig ein Todesurteil. Ein Hilfsdienst bei uns sammelt das für betroffene Menschen oft unerschwingliche Insulin.

Von Prof. Hellmut Mehnert Veröffentlicht:

Prof. Hellmut Mehnert

© sbra

Arbeits­schwerpunkte: Diabetologie, Ernährungs- und Stoffwechselleiden. Diesen Themen widmet sich Prof. Hellmut Mehnert seit über 50 Jahren.

Erfahrungen: 1967 hat er die weltweit größte Diabetes-Früherfassungsaktion gemacht sowie das erste und größte Schulungszentrum für Diabetiker in Deutschland gegründet.

Ehrung: Er ist Träger der Paracelsus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Ärzteschaft.

Außer Typ-2-Diabetes nimmt in den Entwicklungs- und Schwellenländern auch Typ-1-Diabetes zu. In diesen armen Ländern steht häufig nicht genug Insulin zur Verfügung, was für Betroffene verheerend ist und oft einem Todesurteil gleichkommt.

Auch in Deutschland lindern weitgehend unbekannte Helferinnen und Helfer dieses Problem. Speziell Heidrun Schmidt-Schmiedebach aus Rastatt ist hier zu erwähnen. Die gelernte Lehrerin und Diät-Assistentin DDG hat seit über 30 Jahren selbst Diabetes.

Sie ist in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis tätig. Darüber hinaus hat sie sich im Deutschen Diabetikerbund in leitender Position um Selbsthilfegruppen gekümmert, und von 1994 bis zum Jahr 2000 war sie Schatzmeisterin der Deutschen Diabetes Union (DDU).

Besonders wichtig ist aber das Engagement von Heidrun Schmidt-Schmiedebach als Leiterin des Hilfsprojekts "Insulin zum Leben" ab dem Jahr 2000. Es handelt sich dabei um eine Interessengemeinschaft vom Deutschen Diabetiker Bund und vom Bund diabetischer Kinder und Jugendlicher (BdKJ).

In dem Hilfsprojekt werden in Deutschland nicht benötigtes Insulin, Teststreifen und andere Hilfsmittel gesammelt und an Hilfe suchende Ärzte und Hilfsorganisationen geschickt. Der Projektleiterin stehen dazu zwei ehrenamtliche Helferinnen und eine Mini-Jobberin - die im Insulinlager arbeitet - zur Verfügung. Mit einem Stand auf Diabeteskongressen informiert die Hilfsorganisation zudem regelmäßig über ihre Aufgaben.

In vielen Entwicklungsländern ist die Insulinversorgung schlecht: Etwa 70 Prozent des weltweit hergestellten Insulins werden von 30 Prozent der Weltbevölkerung verbraucht. Dies bringt für die Bevölkerung in armen Ländern einen Überlebenskampf von Insulinflasche zu Insulinflasche mit sich.

Insulin ist lebensnotwendig, aber teuer. So kostet ein Fläschchen des Medikaments in armen Ländern oft mehr als 50 Prozent des durchschnittlichen Monatseinkommens. Blutzuckermessung ist in solchen Ländern für Betroffene ein Luxus. Wenn in einer kinderreichen Familie in einem Entwicklungsland ein Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt, müssen die Eltern dieses Kind tatsächlich oft sterben lassen, damit die Geschwisterkinder nicht verhungern.

Mit Geldspenden wird der teure, aber lebenswichtige Transport von Insulin und Hilfsmitteln an bedürftige Menschen von der Organisation "Insulin zum Leben" vorgenommen. Außer Geld werden für das Hilfsprojekt auch Insulin und neuwertige Hilfsmittel gesammelt.

Gesucht werden Insulin in verschlossenen Patronen und Einmal-Pens, Teststreifen zu Blutzuckermessgeräten (keine Messgeräte und Stechhilfen!), Pennadeln, Einmalspritzen und Lanzetten in Originalverpackungen, die noch vier Monate haltbar sind. Sie sollen gesandt werden an das Insulinlager c/o Biokanol Pharma GmbH, Kehler Straße 7, 76437 Rastatt.

Der geschätzte Wert der Sachspenden für "Insulin zum Leben" belief sich im vergangenen Jahr übrigens auf fast 350.000 Euro. Von Deutschland aus werden pro Jahr etwa 100 Hilfspakete mit bis zu 20 kg Gewicht versandt: vorwiegend nach Ruanda in die Demokratische Republik Tansania sowie nach Bolivien und Peru. Nach Naturkatastrophen wie dem Tsunami in Südostasien gibt es auch Hilfslieferungen in Krisengebiete.

Wer für die Organisation Geld spenden möchte, kann dies tun bei "BDKJ e.V., Insulin zum Leben", Volksbank Hameln/Stadthagen e.G., BLZ 25462160, Konto Nummer: 670.320.801. Die Organisation ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

Weitere Informationen: www.insulin-zum-leben.de

Fragen an die Projektbeauftragte Heidrun Schmidt-Schmiedebach können auch per Telefon (07222 / 200972) oder per E-mail gestellt werden heidi-schmidt-schmiedebach@gmx.de

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