Kalzium und Vitamin D reichen bei Osteoporose nicht zur Therapie

BÜHLERHÖHE (KHS). Es genügt nicht, Patienten mit einer manifesten Osteoporose allein mit Kalzium und Vitamin D zu behandeln. Spezifische Medikamente wie Bisphosphonate sind zusätzlich nötig. Darauf hat Professor Johann D. Ringe aus Leverkusen hingewiesen.

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Auch Patienten der Placebo-Gruppen in den Bisphosphonat-Studien hätten Kalzium und Vitamin D bekommen, und es seien weiter viele Brüche aufgetreten, so der Arzt vom Klinikum Leverkusen. Allenfalls präventiv könnten Kalzium und Vitamin D bei älteren Menschen mit Kalzium- und Vitamin-D-Mangel etwas nützen, wenn keine manifeste Osteoporose vorliegt.

Dennoch ist für Ringe Kalzium plus Vitamin D eine unverzichtbare Basistherapie bei manifester Osteoporose. Der Grund: Erst Mineralien verleihen den Knochen ihre Kompressions- und Biegefestigkeit.

Wichtig ist auch Vitamin D: Es fördert die Resorption von Kalzium aus dem Darm. In den großen Bisphosphonat-Studien hätten die Frauen der Verum-Gruppen Kalzium in einer Dosierung von 500 bis 1000 mg pro Tag und Vitamin D bei Bedarf in einer Dosierung von 400 bis 800 IE eingenommen.

Auch in den Zulassungsstudien für das Bisphosphonat Risedronsäure (Actonel®) haben alle Studienteilnehmerinnen zusätzlich Kalzium und bei Bedarf auch Vitamin D erhalten. Das entspreche den Osteoporose-Leitlinien des Dachverbands Osteologie (DVO), sagte Ringe bei einer Veranstaltung, zu der die Unternehmen Sanofi-Aventis und Procter & Gamble Pharmaceuticals aus Anlaß des MEDcongresses in Baden-Baden eingeladen haben.

Wie in Kliniken üblich, so empfiehlt Ringe auch im niedergelassenen Bereich, vor Verordnung der Präparate nach Koliken und Nierensteinen zu fragen und zumindest das Urin-Kalzium zu messen.

Bei Frauen ab etwa dem 50. Lebensjahr ergebe sich eine Lücke zwischen der täglichen Kalzium-Aufnahme mit der Nahrung von 800 bis 900 mg pro Tag und der täglichen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Kalzium-Zufuhr von 1300 bis 1500 mg pro Tag. Diese Lücke sollte mit Kalziumtabletten geschlossen werden.

Das Kalzium-Defizit lasse sich auch durch die vermehrte Aufnahme kalziumreicher Nahrung beseitigen. Dies verlange jedoch von den Patienten eine Änderung ihres Lebensstiles, was meist schwer zu erreichen sei.

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