Akutes Koronarsyndrom

Kampf gegen Tabakkonsum zu lasch?

Tabakentwöhnung wird bei Rauchern nach einem akuten Koronarsyndrom anscheinend nicht konsequent genug betrieben.

Veröffentlicht:
Glimmstängel adé? Nach einem Herzinfarkt ist die Motivation häufig hoch.

Glimmstängel adé? Nach einem Herzinfarkt ist die Motivation häufig hoch.

© nikkytok / Getty Images / iStock

Ein Herzinfarkt kann auch Gutes bewirken. Experten halten den Zeitpunkt eines solchen Ereignisses für besonders günstig, um davon betroffene Raucher zu motivieren, ihrer Sucht endgültig zu entsagen. Dabei können auch Medikamente, die abstinenzwillige Raucher bei der Entwöhnung unterstützen, hilfreich sein.

Doch wie oft wird diese Hilfe in der Sekundärprävention bei Rauchern mit akutem Koronarsyndrom in Anspruch genommen? Äußerst selten – und wenn doch, dann zumeist kürzer als empfohlen, berichten US-Forscher um Dr. Neha Pagidipati vom Duke Clinical Research Institute in Durham ( JAMA Cardiology 2017; online 19. Juli).

Die Gruppe hat für die Zeit zwischen 2007 und 2013 in einem großen US-Herzinfarktregister 9193 Personen ausfindig gemacht, die zum Zeitpunkt ihres Infarkts Raucher waren. Dann wurde ermittelt, wer von ihnen in der ersten drei Monaten nach dem Infarkt Medikamente als Entwöhnungshilfe (Bupropion, Vareniclin) verschrieben bekommen hatte.

Ergebnis: Zwar hatten 97% aller Infarktpatienten während der Zeit des Klinikaufenthalts eine Beratung bezüglich Rauchstopp erhalten. Doch nur 647 (7%) hatten in der frühen Phase nach dem Ereignis zusätzlich Medikamente als Hilfe bei der Tabakentwöhnung bekommen, davon 47% Bupropion und 53% Vareniclin.

Die Verordnungsquote sank im Fall von Vareniclin zwischen 2007 und 2013 von anfänglich 12,6% auf nur noch 2,2%, im Fall von Bupropion stieg sie nur leicht von 2,5% auf 3,2%.

Die ermittelte Dauer der Medikation betrug im Median nur 6,2 Wochen (Bupropion) und 4,3 Wochen (Vareniclin). Empfohlen wird üblicherweise eine Behandlungsdauer von 12 Wochen. Die Studienautoren sprechen angesichts dieser Zahlen von einer "verpassten Gelegenheit", Patienten mit Koronarerkrankung zum Verzicht auf Tabakkonsum zu bewegen, um so das Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis zu reduzieren. (ob)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an