Doppelter Preis

Klimawandel macht Bier teurer

Steigende Meere, vermehrte Wetterextreme – der Klimawandel treibt wohl den Preis des Gerstensafts hoch. Manche frohlocken dagegen, denn der Bierkonsum könnte zurückgehen. Doch wie kommt es überhaupt zum massiven Preisanstieg?

Veröffentlicht:
Bier am Strand: Die Klimaerwärmung treibt den Gerstenpreis hoch.

Bier am Strand: Die Klimaerwärmung treibt den Gerstenpreis hoch.

© merydolla / stock.adobe.com

EAST ANGLIA. Bier könnte infolge des Klimawandels knapp und teurer werden. Bei einem ungebremsten Anstieg der Temperaturen würden sich die Bierpreise weltweit im Schnitt etwa verdoppeln, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Nature Plants". Ursächlich sei das häufigere gleichzeitige Auftreten von Dürre- und Hitzeperioden während der Wachstumsperiode von Gerste.

"Die Welt sieht zahlreichen, lebensbedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels entgegen; etwas mehr Geld für Bier ausgeben zu müssen, erscheint angesichts dessen vielleicht trivial", sagt Studienleiter Steven Davis von der University of California in Irvine (USA). "Aber es gibt definitiv eine interkulturelle Anziehungskraft von Bier, und am Ende eines zunehmend gewöhnlich heißen Tages kein kühles Bier zu bekommen, würde das Ganze noch schlimmer machen."

Woran liegt die Verteuerung?

Die Forscher um Davis hatten zunächst auf Basis historischer Daten die Anfälligkeit von Gerste für Wetterextreme ermittelt. Dann prüften sie, wie häufig unter verschiedenen Klima-Zukunftszenarien gleichzeitig extreme Hitze und Dürre auftreten und wie sich das auf die Erntemengen in 34 Weltregionen auswirkt. Sie berücksichtigen die Entwicklung zwischen 2010 und 2099. Das Resultat: Im Schnitt würden die Ernteerträge um drei bis 17 Prozent sinken – je nach Szenario.

Im Jahr 2011 ging etwa 17 Prozent der weltweiten Gersten-Ernte in die Bierherstellung, wobei es zwischen einzelnen Ländern extreme Schwankungen gibt. In Brasilien seien es etwa 83 Prozent, in Australien nur neun. Mit sinkender Erntemenge dürfte die Verfügbarkeit von Gerste zum Brauen überproportional sinken, schreiben die Forscher, da das Getreide aller Voraussicht nach für andere, wichtigere Zwecke genutzt werden würde, etwa als Tierfutter.

Unter den extremsten klimatischen Veränderungen drohten Ländern wie Belgien, Tschechien oder Deutschland Einbußen in der Verfügbarkeit von Gerste von 27 bis 38 Prozent. Gleichzeitig würde das den Bierpreis in die Höhe treiben, nämlich durchschnittlich verdoppeln. Selbst unter einem weniger starkem Temperaturanstieg ist den Analysen zufolge mit einer Verteuerung von 15 Prozent zu rechnen.

Sinkende Ernteerträge = weniger Konsum?

Für Deutschland errechneten die Wissenschaftler einen Rückgang des Konsums zwischen 0,74 und 2,55 Milliarden Litern jährlich, vom geringsten bis zum stärksten angenommenen Temperaturanstieg. Dies entspräche einem Rückgang des pro Kopf-Verbrauchs von 18 bis 63 Halbliter-Flaschen im Jahr.

"Man könnte argumentieren, dass es an sich nicht besonders schlimm ist, wenn weniger Bier getrunken wird, sondern sogar gut für die Gesundheit", sagt Dabo Guan, einer der beteiligten Forscher von der University of East Anglia in Norwich (Großbritannien).

Nichtsdestotrotz bestünde wenig Zweifel daran, dass sich die Klimaauswirkungen auf die Verfügbarkeit und den Preis von Bier für Millionen Menschen auf der Welt schlimm anfühlen dürften.

Die Forscher schränken ein, dass ihre Studie Unsicherheiten und Schwächen aufweist. So seien etwa keine denkbaren Anpassungen berücksichtigt, die die Erntemengen auch in Zeiten des Klimawandels stabilisieren könnten, wie neue Technologien oder die Nutzung angepasster Sorten.

Alle Schätzungen beruhten auf derzeitigen Daten zur Weltwirtschaft, Bevölkerung, landwirtschaftlichen Praktiken oder Ernährungsgewohnheiten. Das Wachstum der Weltbevölkerung dürfte den Bierbedarf allerdings nach Ansicht der Forscher eher noch steigen lassen. (dpa)

Mehr zum Thema

Abklärung von Ursachen

Eisenmangelanämie: Höhere Ferritin-Untergrenze für mehr Sicherheit?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Delphi-Expertenkonsens: Übereinstimmung für die Bedeutung einer Supplementierung

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Delphi-Expertenkonsens

Update: wichtige Mikronährstoffe für Schwangerschaft und Stillzeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: P&G Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job