Nicht nur Wachstumsbeschwerden

Knieschmerzen bei Teenies ernst nehmen!

Klagen Jugendliche über Knieschmerzen, sollte man nicht davon ausgehen, dass diese sich "auswachsen". In einer Studie waren die Schmerzen bei jedem Zweiten noch nach zwei Jahren vorhanden.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:

AALBORG. Auch bei Heranwachsenden empfiehlt es sich, Schmerzen im Knie ernst zu nehmen und diese nicht von vornherein als "Wachstumsschmerzen" abzutun, rät das Team um Michael S. Rathleff von der Uniklinik Aalborg in Dänemark.

Die Forscher hatten 504 Patienten im Alter zwischen 15 und 19 Jahren zwei Jahre lang - von 2011 bis 2013 - nachbeobachtet und festgestellt, dass bei 55,9 Prozent die Knieschmerzen danach immer noch vorhanden waren (Am J Sports Med 2016; online 20. Januar).

Im Vergleich zu primär schmerzfreien Jugendlichen war bei den bereits zu Studienbeginn symptomatischen Teilnehmern die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen 2013 das Knie wehtat, um den Faktor 4,51 erhöht.

Nach Bereinigung um die Faktoren Alter, Geschlecht und BMI blieb immer noch eine relative Risikoerhöhung von 4,47. Nur 12,8 Prozent der Jugendlichen ohne Knieschmerzen zu Studienbeginn wurde in den darauffolgenden zwei Jahren symptomatisch.

Bedenklich: Sport eingestellt

Nach Rathleff und Kollegen waren vor allem patellofemorale Schmerzen (PFS) hartnäckig. Solche hatte man zum Ausgangszeitpunkt bei 153 Patienten diagnostiziert. Das Chronifizierungsrisiko war bei diesem Schmerztyp um 26 Prozent höher als bei Knieschmerzen anderer Lokalisation.

Die mittlere Schmerzintensität lag bei den PFS-Patienten auf einer visuellen 100-mm-Analogskala um 13 mm höher als bei Patienten mit anderen Schmerztypen. Im Vergleich zur Gruppe ohne Schmerzen im Jahr 2011 betrug der Unterschied 26 mm. 33 Prozent der Teilnehmer, die 2013 unter PFS litten, hatten täglich Schmerzen, 22 Prozent mehrmals pro Woche. Bei den anderen Schmerztypen lagen die entsprechenden Anteile bei 24 beziehungsweise 13 Prozent.

Bedenklich im Hinblick auf die langfristige Entwicklung war, was die Forscher in einer Befragung zu Freizeitaktivitäten fanden: So hatten 71 Prozent der Jugendlichen mit primären PFS nach zwei Jahren ihre sportlichen Aktivitäten deutlich eingeschränkt oder gar komplett gestoppt.

Die Autoren befürchten, dass der damit überwiegend sitzende Lebensstil im Erwachsenenalter anhalten und gravierende Folgen für die Herz-Kreislauf-Gesundheit haben könnte.

Vor allem PFS sollte man bei Jugendlichen ernst nehmen, mahnen die Forscher. Charakteristisch für diesen Schmerztyp ist, dass die Beschwerden bei längerem Sitzen, beim Treppensteigen, Hocken oder Knien auftreten und dass die Patella empfindlich auf Berührung reagiert. Entgegen der weit verbreiteten Meinung handelt es sich nach Rathleff und Kollegen sehr oft nicht um selbstlimitierende Wachstumsbeschwerden. Als mögliche Ursachen gelte es insbesondere Meniskusverletzungen, Tendinopathien, eine Bursitis oder Apophysitis auszuschließen.

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 12.03.201622:06 Uhr

Mir ist jetzt nicht ganz klar geworden, gegen wen eigentlich diese "Forscher"

den mahnenden Finger erheben,
wenn sie selbst ratlos sind was eigentlich zu tun wäre :-)

Dr. Ulrich Zenner 11.03.201612:52 Uhr

Muskeltraining

Für mich als NICHT-Kniespezialist bleiben da doch einige Fragen offen:
- wenn vorher das PFS (spezifisch?) diagnostiziert wurde,
wie können hinterher "Meniskusverletzungen, Tendinopathien, eine Bursitis oder Apophysitis" noch vermutet werden?
- Sollte die Empfehlung lauten: PFS => MRT => ASK ?
- oder lieber Physiotherapie?
http://www.bmj.com//content/339/bmj.b4074
- ansonsten befindet sich auch die deutsche Jugend gerade in diesem Lebensalter in dem berühmten Robert-Koch-Instituts-Vitamin-D-Mangel-Loch
https://www.vitamindservice.de/node/828
Diagramm in Höhe 11:45
mit freundlichen Grüssen

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