Infektionen

Koch-Preis für zwei Immunforscher

Für Arbeiten zu den genetischen Ursachen von Infektions- und angeborenen Immunschwächekrankheiten wird der Robert-Koch-Preis 2014 verliehen.

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BERLIN. Der mit 100.000 Euro dotierte Robert-Koch-Preis 2014 geht zu gleichen Teilen an die Professoren Jean-Laurent Casanova von der Rockefeller University in New York und Alain Fischer vom Collège de France und Imagine Institute in Paris.

Die beiden Wissenschaftler werden für ihre Arbeiten zum Verständnis von Wirtsgenen und ihren Produkten bei Infektionskrankheiten geehrt, so die Robert-Koch-Stiftung in einer Mitteilung.

Casanova leitet an seiner Universität das St. Giles Laboratory of Human Genetics of Infectious Disease. Der pädiatrische Immunologe untersucht, warum einige Kinder nach Kontakt mit bestimmten Erregern schwere Infektionskrankheiten entwickeln, die meisten anderen aber nicht.

Dabei haben Casanova und seine Mitarbeiter bei ansonsten gesunden Kindern "Löcher" in der Immunabwehr entdeckt. Hierbei machen angeborene Mutationen in einem einzelnen Gen die Kinder anfällig für Infektionen wie Mykobakterien-Erkrankungen, Herpes-simplex-Virus-Enzephalitis, invasive Pneumokokken-Erkrankungen, chronische mukokutane Candidiasis oder Kaposi-Sarkom.

Die Entdeckungen könnten eine gezielte Diagnostik und genetische Beratung betroffener Familien ermöglichen sowie die Entwicklung von Therapien mit rekombinanten Zytokinen, um die Immunantwort wiederherzustellen, so die Stiftung.

Der Preisträger Fischer beschäftigt sich mit angeborenen Immundefekten. Der pädiatrische Immunologe hat als Erster die Gentherapie bei Kindern mit schwerer kombinierter Immundefizienz (gc SCID) erfolgreich eingesetzt. Zudem arbeitet er an der Erforschung des lymphatischen Systems, das bei der Immunabwehr von Krankheitserregern eine wesentliche Bedeutung hat.

Mit der Robert-Koch-Medaille in Gold wurde außerdem Professor em. Hermann Bujard vom Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg für sein Lebenswerk geehrt. Ein Forschungsschwerpunkt des Wissenschaftlers ist die Entwicklung eines Malaria-Impfstoffs.

Bereits 1983 initiierte Bujard als Leiter der Biologischen Forschung bei Hoffmann-La Roche ein erstes Forschungsprogramm zur Entwicklung eines Malaria-Impfstoffs. Ende 1985 wurde Bujard als Direktor für den weiteren Aufbau des heute weltweit renommierten Zentrums für Molekulare Biologie (ZMBH) nach Heidelberg berufen.

Dort erforscht Bujard weiterhin in Zusammenarbeit auch mit westafrikanischen Kollegen ein Malaria-Vakzin, dessen klinische Erprobung unmittelbar bevorsteht.

Die im Bujard-Labor entwickelten "Genschalter" haben in der biomedizinischen Forschung breite Anwendung gefunden, so auch bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen AIDS und Hepatitis B sowie bei neuartigen Strategien zur Bekämpfung von durch Insekten übertragenen Infektionskrankheiten, wie das sich zur Zeit weltweit ausbreitende "Dengue-Fieber". (eb)

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