Neue Kassenleistung

Krebs und Nachwuchs? TSVG öffnet Tür

Kassen müssen künftig bei jungen Krebskranken für die Konservierung von Ei- und Samenzellen zahlen. Onkologen mahnen beim GBA eine unbürokratische Regelung an.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Kryokonservierung: Die Leistung wird durch das TSVG für junge Patienten mit fertilitätsschädigenden Therapien Kassenleistung.

Kryokonservierung: Die Leistung wird durch das TSVG für junge Patienten mit fertilitätsschädigenden Therapien Kassenleistung.

© Friso Gentsch / dpa

BERLIN. Junge Patienten, die sich fertilitätsschädigenden Therapien unterziehen müssen, erhalten durch das Terminservice- und -versorgungsgesetz (TSVG) einen Anspruch auf Maßnahmen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit. Die Stiftung „Junge Erwachsene mit Krebs“ sowie Onkologen, Verbände und Fachgesellschaften begrüßen das. Sie mahnen jedoch zugleich eine zügige und unbürokratische Umsetzung der Gesetzesregelung an.

Bis zu 4300 Euro kann es kosten, wenn eine junge Frau vor einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung Eizellen entnehmen und konservieren lassen will. Auf rund 500 Euro beziffert die Stiftung die Kosten für eine Konservierung von Spermien. Hinzu kommen in allen Fällen Lagerungskosten von etwa 300 Euro pro Jahr.

Diese Kosten mussten junge Krebspatienten bis jetzt selbst tragen. „Vielen jungen Krebspatientinnen und -patienten wurde damit die Chance auf eigene Kinder genommen, weil ihnen oder ihren Familien schlicht das Geld dafür fehlte“, so Professor Diana Lüftner vom Stiftungsvorstand.

Nur wenige nutzen Konservierung

Nur 8,4 Prozent der betroffenen Frauen nutzten die Möglichkeit der Konservierung nach Angaben von Professor Matthias Freund, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums. Allerdings wurden auch nur elf Prozent dazu beraten. Freud hält eine zweistufige Beratung für nötig: Zunächst müsse der Onkologe mit dem Patienten darüber sprechen, doch auch eine weitere Beratung in einem der Fertilitätszentren müsse erfolgen.

Die Einzelheiten zur Umsetzung muss nun der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) regeln. Freund appellierte an den GBA, die Richtlinien möglichst zügig zu erlassen. Zugleich kritisierte er das Verhalten von Krankenkassen, die Kostenübernahmeanträge von Versicherten unter Verweis auf die ausstehende GBA-Regelung ablehnen. „Wir fordern, dass die Krankenkassen in dieser Situation großzügige Einzelfallentscheidungen treffen“, sagte Freund in Berlin.

Steht der GBA-Beschluss, dann müssen auch noch die Details zur Honorierung der neuen Leistung abgestimmt werden. „Bisher sind wir sehr altruistisch vorgegangen, weil wir jungen Menschen helfen wollen. Aber es muss auch adäquat finanziert werden, denn bisher ist es ein Minusgeschäft“, sagte Professor Ariane Germeier, Vorstandsvorsitzende des FertiProtekt Netzwerks der Zentren zum Erhalt der Fruchtbarkeit.

Auch Kinder profitieren

Sie begrüßte ausdrücklich, dass die Behandlung dem neuen Gesetzestext nach auch Kindern offensteht und dass sie nicht auf Krebspatienten beschränkt ist.

Von der neuen Leistung könnten damit nicht nur bis zu 11.000 Mädchen und Frauen bis 40 Jahre und 22.000 Jungen und Männer bis 50 Jahre profitieren, die jährlich an Krebs erkranken. Auch Patienten mit Autoimmunerkrankungen, Sichelzellkrankheiten oder Thalassämie können sie nutzen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Screening mit digitaler Brusttomosynthese

KI könnte jedes dritte Intervallkarzinom verhindern

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job