Kühlen nach Verbrennungen verschlechtert die Prognose

BADEN-BADEN (ner). Bei schweren Verbrennungen und Verbrühungen erleiden die Patienten auch erhebliche Wärme- und Flüssigkeitsverluste. Beides ist für die Prognose bedeutsam.

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Geht viel Hautfläche und damit die Schutzfunktion der Haut verloren, ist auch die Körperwärmeregulation gestört - eine Tatsache, die in der Vergangenheit unterschätzt worden sei, sagte Professor Peter Sefrin aus Würzburg beim MedCongress in Baden-Baden. Zur Hypothermie kommt ein Flüssigkeitsverlust, dessen Ausmaß ebenfalls oft falsch beurteilt werde. Beides habe wesentliche Bedeutung für die Erstversorgung der Patienten und deren Prognose. "Die Verbrennungskrankheit ist nichts anderes als ein hypovolämischer Schock, der durch neurogene und toxische Faktoren verstärkt wird", so Sefrin.

Bei der Erstversorgung am Unfallort muss daher unbedingt eine weitere Auskühlung eines Verbrennungsopfers vermieden werden. Das früher empfohlene Kühlen von Brandverletzungen mit Wasser gilt jetzt, zumindest bei großflächigen Verbrennungen, als kontraindiziert. Denn schon eine mäßige Hypothermie verschlechtere die Prognose drastisch, betonte der Notfallmediziner. Des Weiteren sollen sehr großzügig kristalline Lösungen infundiert werden. Ein 75 kg schwerer Patient mit 50 Prozent verbrannter Körperoberfläche benötigt zum Beispiel 7,5 Liter Flüssigkeit in den ersten Stunden nach dem Unfall. Sefrin: "Man kann eigentlich nicht zu viel geben."

Hinzu kommt die intravenöse Schmerztherapie mit hochpotenten Analgetika. "Bitte seien Sie nicht kleinlich!", betonte Sefrin. Was man nehme, sei letztlich gleichgültig, nur sollte es das stärkste verfügbare Mittel sein, also zum Beispiel Morphin 0,5 mg/kg Körpergewicht.

Ein opioidbedingter Atemstillstand sei wegen der sehr hohen Katecholaminspiegel von Verbrennungspatienten nicht zu befürchten. Fentanyl kann gegebenenfalls auch intranasal verabreicht werden. Notärzte verwenden gerne Ketamin in Kombination mit einem niedrig dosierten Benzodiazepin. Bei Kindern ohne venösen Zugang eignen sich zum Beispiel Ketamin rektal oder intramuskulär.

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Kommentare
Dr. Michael Preuss 13.07.201016:30 Uhr

Ketamin auch nasal

(S-)Ketamin wird (wie auch Midazolam und einige andere Substanzen) nasal sehr gut resorbiert, dazu gibt es spezielle Hilfsmittel zum Zerstäuben der Substanzen (MAD - Mucusal atomization device).
Die (schmerzhafte) intramuskuläre Injektion ist damit nicht mehr notwendig.

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