Laser-Ablation verkocht Tumoren in der Leber

FRANKFURT/MAIN. Krebspatienten mit Lebermetastasen überleben mindestens ebensolange wie nach chirurgischer Resektion der Metastasen, wenn sie stattdessen ambulant mit der Laser-Ablation behandelt worden sind. Das berichten Radiologen von der Universität Frankfurt am Main. Sie stützen sich auf Zwölfjahresdaten bei mehr als 800 Patienten mit Kolorektalkrebs.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

Bei der Laser-Ablation LITT (Laser-induzierte interstitielle Thermotherapie) werden die Lebermetastasen mit transdermal applizierten Sonden verkocht. Das habe im Vergleich zur offenen Resektion viele Vorteile, sagte Privatdozent Martin Mack vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie zur "Ärzte Zeitung".

So liege die 30-Tage-Sterberate nach der Operation zwischen zwei und fünf Prozent, nach LITT dagegen unter 0,2 Prozent. Die Morbidität nach der Operation sei ungleich höher: So müssen die Patienten meist noch mehrere Tage auf der Intensivstation und mehrere Wochen im Krankenhaus bleiben. Die LITT dagegen erfolgt ambulant mit einer Lokalanästhesie.

Die Überlebensrate beträgt im Mittel fast vier Jahre

Die mittlere Überlebensrate in der Studie mit 839 Patienten mit Kolorektalkarzinom und Lebermetastasen betrug nach Macks Angaben 3,8 Jahre nach Diagnose der Metastasen. Bei Patienten mit kurativem Therapieziel - das sind 78 Prozent der Studienteilnehmer mit fünf Lebermetastasen oder weniger und ohne extrahepatische Absiedlungen - waren es durchschnittlich vier Jahre.

In der Palliativgruppe - 22 Prozent der Teilnehmer mit mehr als fünf Metastasen und/oder extrahepatischen Absiedlungen - waren es 2,8 Jahre. Insgesamt lebte nach drei Jahren noch die Hälfte der behandelten Patienten, nach fünf Jahren noch jeder Vierte. Mack kann außerdem auf gute Überlebensraten bei mehr als 330 Brustkrebs-Patientinnen mit Lebermetastasen verweisen: Das Fünfjahresüberleben betrug 39 Prozent.

Kritikern, die der Frankfurter Arbeitsgruppe um Professor Thomas Vogl vorwerfen, ihre Daten nie randomisiert überprüft zu haben, antwortet Mack: "Auch mit den besten Chemotherapien werden nur mittlere Überlebensraten von 15 bis 20 Monaten erzielt." Angesichts der inzwischen allein in Frankfurt am Main vorliegenden Erfahrungen mit 1800 Patienten hält er es für unethisch, LITT gegen Chemotherapie zu testen. Auch zur Operation bei Lebermetastasen existieren nach Macks Angaben keine randomisierten Studien.

Ein vom Bundesforschungsministerium geförderter randomisierter Vergleich von LITT und chirurgischer Resektion mußte abgebrochen werden - die Patienten hatten es nach der Aufklärung schlicht abgelehnt, operiert zu werden.

Nicht ganz zu unrecht. Denn die Laser-Ablation kann bei Bedarf problemlos wiederholt werden, mehrfache Resektionen sind dagegen oft nicht möglich. Denn es muß aus Sicherheitsgründen viel gesundes Lebergewebe mit reseziert werden.

Außerdem komme es nach der Resektion zur Zell-Stimulation durch Wachstumsfaktoren, was bislang unsichtbare Mikrometastasen schnell wachsen lasse, so Mack. Folge: Fast 60 Prozent der Patienten nach Resektion haben innerhalb eines Jahres neue Metastasen in der Leber.

Mit LITT kann bei multiplen Metastasen zudem in beiden Leberlappen abladiert werden. Chirurgen müssen sich dagegen auf die Resektion eines Leberlappens beschränken.

Die Grenzen der LITT liegen derzeit bei Metastasen mit mehr als fünf Zentimeter Durchmesser sowie bei mehr als fünf Absiedlungen in der Leber. Denn dann wird das Verfahren sehr aufwendig. Außerdem müsse der Körper es schaffen, das komplette verkochte Gewebe abzutransportieren, sagt Mack. Bei multiplen Lebermetastasen kommen zudem oft zusätzlich extrahepatische Metastasen vor, so daß die lokale Laser-Behandlung onkologisch sinnlos wäre.

Große Metastasen sind weiter Sache der Chirurgen

Bei solchen Patienten plädiert Mack für eine Kombination aus Chemotherapie und Laser-Ablation. So könnte die Erkrankung zunächst mit einer systemischen Behandlung zurückgedrängt werden, oder Metastasen würden mit einer lokalen Zytostatika-Applikation verkleinert, bevor die Laser-Ablation erfolgt. Große solitäre oder einzelne Metastasen seien nach wie vor Sache der Chirurgen.

"Wir sollten nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander", ruft der Radiologe seine onkologischen und chirurgischen Kollegen auf. Leider würden viele Patienten mit Lebermetastasen in Deutschland, die von einer Resektion oder Ablation profitieren würden, ausschließlich chemotherapeutisch behandelt.

Weitere Infos zu LITT gibt es etwa unter www.kgu.de/zrad/diagnostik sowie unter www.litt.info



STICHWORT

LITT

Bei der Laser-induzierten interstitiellen Thermotherapie (LITT) wird eine Lebermetastase nach Lokalanästhesie und unter computertomographischer Kontrolle perkutan punktiert. Danach führt der behandelnde Arzt eine Glasfasersonde ein, über die Laserlicht appliziert und so das bösartige Gewebe in einem Umkreis von etwa 2 cm zerstört wird. Dies erfolgt unter Kontrolle im Magnetresonanztomographen, in dem die Ausbreitung der Hitze genau verfolgt und gesteuert werden kann. Die gesamte Prozedur dauert etwa eineinhalb Stunden. Die Kosten der Behandlung betragen je nach Aufwand 3500 bis 7000 Euro. Die gesetzliche Krankenversicherungen erstatten diese Behandlungskosten oft nicht. (ner)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Public Health Index 2025

Deutschland weist große Lücken im Gesundheitsschutz auf

Kooperation | In Kooperation mit: AOK Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?