Frühchen

MRT zur Prognose von Hirnschäden

Ein Hirn-Scan bei Frühgeborenen lässt Rückschlüsse auf das Risiko für Entwicklungsstörungen zu.

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In Deutschland kommt etwa jedes zehnte Baby vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt.

In Deutschland kommt etwa jedes zehnte Baby vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt.

© Tobilander / Fotolia.com

DARMSTADT. Ein einfacher Hirn-Scan kann zeigen, ob das Gehirn eines frühgeborenen Säuglings beschädigt ist und liefert Hinweise darauf, ob das Kind eine geistige oder Bewegungsstörung entwickeln könnte. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle kanadische Studie (Neurology 2017; online 18. Januar).

Die Wissenschaftler untersuchten in einem Zeitraum von sieben Jahren insgesamt 58 Frühchen, die im British Columbia's Women Hospital mit Verletzungen in der weißen Gehirnsubstanz zur Welt kamen. Mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) bestimmten die Forscher die Lage der Verletzungen in der 32. Woche nach der Geburt.

Frühes Erkennen von Entwicklungsstörungen

Im Alter von 18 Monaten beurteilten die Experten die geistigen und motorischen Fähigkeiten der Kinder. Die Datenanalyse ergab, dass die Position der Verletzungen Auskunft über Art und Ausmaß möglicher Entwicklungsstörungen geben kann.

Wenn die Schäden hauptsächlich im Stirnlappen des Gehirns lagen, stieg das Risiko für geistige Entwicklungsrückstände um einen Faktor von 79. Das Risiko für Bewegungsstörungen vergrößerte sich um das 64-fache, heißt es in einer Mitteilung der Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN).

Die DGKN begrüßt den Einsatz bildgebender Verfahren, um die Gehirne von Frühgeborenen zu beurteilen: So könnten mögliche Entwicklungsstörungen früh erkannt und möglicherweise behandelt werden.

Bildgebende Magnetwellen sind harmlos

"Ein Hirn-Scan, der Lage und Ausmaß der Schäden zeigt, kann Auskunft darüber geben, wie groß das Risiko auf eine spätere Entwicklungsstörung ist", wird Professor Stefan Knecht, Mediensprecher der DGKN, in der Mitteilung zitiert. Das MRT eigne sich hervorragend, um die Gehirne von Frühgeborenen auf Schäden zu untersuchen.

Im Gegensatz zu anderen bildgebenden Verfahren – wie etwa Röntgenstrahlen – sind die bildgebenden Magnetwellen für das Neugeborene harmlos.

Dabei erstellt das MRT wesentlich genauere Bilder als zum Beispiel eine Untersuchung per Ultraschall. "Um auch die Langzeitfolgen der Schäden ausmachen zu können, müsste die Entwicklung der Frühgeborenen auch an weiteren Zeitpunkten während der frühen und späteren Kindheit beurteilt werden", ergänzt Knecht.

Jedes zehnte Baby kommt vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt

In Deutschland kommt etwa eins von zehn Babys vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt. Dank des medizinischen Fortschritts hätten heute sogar Kinder, die in der 24. Woche geboren werden, Überlebenschancen, erinnert die DGKN in ihrer Mitteilung.

Doch je früher das Neugeborene auf die Welt kommt, umso größer ist auch sein Risiko, mit einem Hirnschaden ins Leben zu starten, der die gesunde Entwicklung erheblich beeinträchtigen kann. Da ihre Lunge noch nicht vollständig entwickelt ist, können Frühgeborene bekannterweise oft nicht richtig atmen.

Zudem können die zarten Blutgefäße, die das unreife Gehirn mit Sauerstoff versorgen, leicht reißen – es kann zu Hirnblutungen und Sauerstoffmangel kommen, vor allem in der weißen Substanz des Gehirns.

Frühere Untersuchungen hätten ergeben, dass die Gehirnzellen von Frühgeborenen weniger Verbindungen bilden als bei Kindern, die zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, berichtet die DGKN Je nachdem, in welcher Hirnregion die Schäden auftreten, können sich bestimmte kognitive Funktionen nicht normal entwickeln. (eb)

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