Mehr Metastasen bei Adipösen mit Brustkrebs

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Es gibt immer mehr Übergewichtige oder Adipöse - mit gravierenden Folgen für die Gesundheit. Einer aktuellen Studie zufolge hat Übergewicht auch einen ungünstigen Einfluss auf die Prognose von Frauen mit Brustkrebs.

WIESBADEN (eb). Übergewichtige Frauen profitieren von einer Brustkrebstherapie weniger als normalgewichtige. Sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko, Metastasen zu entwickeln und infolge der Krebserkrankung zu sterben, hat eine neue Studie ergeben.

Adipositas erhöht bei Frauen nicht nur das Risiko für Typ-2-Diabetes und Hypertonie.

Adipositas erhöht bei Frauen nicht nur das Risiko für Typ-2-Diabetes und Hypertonie.

© Inger Anne Hulbækdal / fotolia.com

Für die Studie hatten dänische Forscher über einen Zeitraum von 30 Jahren Daten von fast 19.000 Frauen erhoben, teilt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) vorab zum Internistenkongress mit. Alle Studienteilnehmerinnen waren wegen Brustkrebs im Frühstadium behandelt worden.

Das Ergebnis: Sowohl Chemo- als auch antihormonelle Therapien hatten bei den stark übergewichtigen Frauen langfristig weniger Effekte. Patientinnen, deren Body Mass Index bei 30 oder darüber lag, hatten im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen ein um 46 Prozent erhöhtes Risiko, innerhalb von zehn Jahren nach der Brustkrebsbehandlung Metastasen zu entwickeln.

Das Risiko, nach der Behandlung an Brustkrebs zu sterben, war innerhalb der 30 Jahre bei den übergewichtigen Patientinnen um 38 Prozent erhöht.

"Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas und auch Essstörungen gewinnen aufgrund ihrer Häufigkeit und möglichen Folgeerkrankungen immer mehr an Bedeutung", sagt Professor Hendrik Lehnert, Vorsitzender der DGIM aus Lübeck.

Die metabolische Kommunikation verstehen Forscher zunehmend besser. "Dass Fettleibigkeit sich auch auf Heilungschancen von Erkrankungen wie Brustkrebs negativ auswirkt, hat dramatische Folgen, sowohl für die betroffenen Patientinnen als auch für das Gesundheitssystem", so Kongresspräsident Lehnert.

Die OECD-Studie "Obesity and the Economics of Prevention: Fit not Fat" vom September 2010 habe ergeben, dass in den Ländern der OECD aktuell durchschnittlich jeder Zweite übergewichtig und jeder Sechste fettleibig ist, so die DGIM.

Der Studie zufolge werde sich der Anteil übergewichtiger Menschen in vielen Ländern in der kommenden Dekade voraussichtlich weiter um ein Prozent jährlich erhöhen. Die Bundesärztekammer schätze die Folgekosten von Übergewicht in Deutschland schon heute auf 15 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr.

Adipositas und personalisierte Therapie in der Onkologie sind wichtige Themen des Kongresses, der vom 30. April bis zum 3. Mai in Wiesbaden stattfindet.

Symposium: State of the Art in der Therapie der morbiden Adipositas; 1. Mai; 8.15 bis 9.45 Uhr; Saal 7 Symposium: Body composition; 1. Mai; 13.15 bis 14.45 Uhr, Saal 11 B. Infos zum Kongress: www.dgim2011.de

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