Forscher überzeugt

Menschen könnten bis zu 140 Jahre alt werden

Die Zahl der über Hundertjährigen steigt. Ein Wissenschaftler in Israel glaubt, dass Menschen binnen einiger Jahrzehnte noch viel länger leben könnten.

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Immer mehr Hundertjährige: Die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen ist binnen eines Jahrhunderts dank besserer Hygiene, Medikamente und Impfungen deutlich gestiegen.

Immer mehr Hundertjährige: Die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen ist binnen eines Jahrhunderts dank besserer Hygiene, Medikamente und Impfungen deutlich gestiegen.

© Gabriele Rohde / Fotolia

TEL AVIV. Die bisher älteste Person der Welt wurde 122 Jahre alt. Ein israelischer Forscher geht davon aus, dass Menschen in Zukunft noch deutlich länger leben könnten. "Es ist möglich, dass Menschen die Grenze von 120 überschreiten und sogar bis zu 140 Jahre alt werden", sagte Chaim Cohen von der Universität Bar Ilan, der sich mit der Molekularbiologie des Alterns beschäftigt, der Deutschen Presse-Agentur.

Die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen sei binnen eines Jahrhunderts dank besserer Hygiene, Medikamente und Impfungen deutlich gestiegen. "Während früher 70 Prozent der Menschen an Infektionen starben, sterben heute 70 Prozent der Menschen an Alterskrankheiten", sagte Cohen. Die Zahl der extrem langlebigen Menschen sei dagegen nur leicht gestiegen.

Der Mensch mit dem bisher höchsten erreichten Lebensalter ist die Französin Jeanne Calment, die 1997 mit 122 Jahren starb. Seither hat kein weiterer Mensch ein derart hohes Alter erreicht.

Forscher um Jan Vijg vom Albert Einstein College of Medicine in New York waren im vergangenen Jahr in einer Studie zu dem Schluss gelangt, dass die Lebenszeit des Menschen eine natürliche Obergrenze hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch jemals älter als 125 Jahre werde, sei extrem gering, schrieben sie im Fachblatt "Nature".

Das sieht Cohen anders. "Wenn man den Alterungsprozess selbst manipuliert, kann man auch die maximale Lebenserwartung steigern", glaubt er. Seine Studie basiert auf der Untersuchung von Daten zur menschlichen Sterblichkeit in den Jahren 1900 bis 2010 sowie von Versuchen mit Tierarten wie Mäusen, Ratten und Fliegen. Mit Veränderungen der Ernährung, gentechnischen Eingriffen und medikamentöser Behandlung sei es dabei gelungen, die maximale Lebensspanne um bis zu 30 Prozent zu steigern. Die behandelten Tiere hätten außerdem weniger altersbedingte Krankheiten wie etwa Diabetes entwickelt.

"Die Befunde geben starke Hinweise darauf, dass ähnliche Eingriffe beim Menschen die durchschnittliche und maximale Lebenserwartung deutlich steigern könnten", heißt es in der Studie. "Wenn wir die Alterungsprozesse direkt angehen, werden wir die Grenze von 120 überschreiten", meint Cohen.

Ziel sei es, die gesunde Lebenszeit zu verlängern, betont er. "Je älter die Menschen werden, desto mehr Krankheiten tauchen auf." Im Vergleich zum 19. Jahrhundert gebe es heute etwa deutlich mehr Fälle von Alzheimer und Parkinson, weil so viele Menschen älter als 80 werden. "Das Ziel ist, dass die Menschen länger gesund bleiben und nicht einfach nur länger leben."

Nach Ansicht von James Vaupel, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock, basiert Cohens Studie auf "vorsichtiger, gründlicher Forschung". Das Thema der maximalen Lebensspanne sei bereits untersucht worden, aber noch nie so sorgfältig für sowohl Menschen als auch verschiedene Tierarten. "Ich stimme mit Cohens Schlussfolgerungen überein", sagte Vaupel. Er halte den Schluss der US-Forscher, es gebe bei der Langlebigkeit eine natürliche Obergrenze, ebenfalls für falsch. (dpa)

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