Nurses‘ Health Study

Metabolisch gesunde Adipositas gibt's wohl nicht

Veröffentlicht:

POTSDAM-REHBRÜCKE. Frauen mit Adipositas haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, auch wenn sie als stoffwechselgesund gelten (The Lancet Diabetes & Endocrinology 2018, online 30. Mai). Das teilt das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) mit.

Liegt jedoch mindestens ein Risikofaktor vor, erhöhe sich das Erkrankungsrisiko bei allen Frauen unabhängig vom Körpergewicht. Im Verlauf von 20 Jahren entwickelten unter den metabolisch gesunden adipösen Frauen auch mehr als 80 Prozent mindestens einen Risikofaktor.

Aber auch von den normalgewichtigen gesunden Frauen blieben nur etwa ein Drittel metabolisch gesund. Bluthochdruck und Diabetes waren dabei die Stoffwechselkrankheiten, die maßgeblich zu einem 2- 3-fach erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall beitrugen.

Phänomen der "Gesunden Dicken"

Forscher des DIfE, der Harvard University und der Uniklinik Tübingen hatten 90.257 Datensätze der Nurses' Health Study ausgewertet.

Übergewicht und Adipositas können bekanntlich zu Stoffwechselstörungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie führen und stellen somit Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall dar, erinnert das DIfE in seiner Mitteilung zur Veröffentlichung der Studie.

Es gebe allerdings auch das Phänomen der "Gesunden Dicken", die trotz Adipositas keine Stoffwechselstörungen entwickeln.

Dem gegenüber stünden die "Kranken Schlanken", die trotz Normalgewicht ein ähnlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wie metabolisch ungesunde Adipöse. Bisher sei unklar gewesen, wie sich Stoffwechsel-Risikofaktoren über Jahrzehnte bei metabolisch Gesunden abhängig vom Körpergewicht verändern und welches Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall daraus resultiert, so das DIfE.

Daten von über 90.000 Frauen

Bei den 90.257 Frauen der Nurses' Health Study, deren Daten Basis der Studie des Wissenschaftlerteams um Matthias Schulze und Nathalie Eckel vom DIfE waren, waren im Zeitraum bis zu 30 Jahren regelmäßig Infos zu Körpergewicht, metabolischer Gesundheit und dem Auftreten von Herzinfarkt und Schlaganfall dokumentiert worden. Als metabolisch gesund galten dabei alle Frauen ohne Hypertonie, Diabetes oder Hypercholesterinämie, so das DIfE.

"Wir beobachteten, dass adipöse Frauen auch dann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, wenn sie über 10 oder gar 20 Jahre metabolisch gesund blieben", wird Erstautorin Nathalie Eckel zitiert.

"Adipositas stellt somit ein ernst zu nehmendes Erkrankungsrisiko dar, unabhängig davon, ob man jahrelang keine Auffälligkeiten im Stoffwechsel hatte. Es gibt somit nach wie vor keine eindeutigen Hinweise darauf, dass es eine Untergruppe bei Menschen mit Adipositas gibt, die kein erhöhtes Risiko hat."

"Wir waren zudem überrascht, dass auch unter den metabolisch gesunden normalgewichtigen Frauen ein so hoher Anteil entweder an Bluthochdruck, Diabetes oder einer Fettstoffwechselstörung im Laufe von 20 Jahren erkrankt ist", so Matthias Schulze in der DIfE-Mitteilung.

Schulze leitet am DIfE die Abteilung Molekulare Epidemiologie und koordiniert die epidemiologische Forschung des DIfE im Rahmen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

"Da diese Krankheiten maßgeblich das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall beeinflussen, ist es wichtig, langfristig die Stoffwechselgesundheit durch einen gesunden Lebensstil und eine gesunde Ernährung zu erhalten – unabhängig davon, ob man normal- oder übergewichtig ist", so Schulze. (eb)

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Kommentare
Dr. Stefan Graf 04.06.201820:34 Uhr

Wirklich so überrascht?

Zitat: "Wir waren zudem überrascht, dass auch unter den metabolisch gesunden normalgewichtigen Frauen ein so hoher Anteil entweder an Bluthochdruck, Diabetes oder einer Fettstoffwechselstörung im Laufe von 20 Jahren erkrankt ist, so Matthias Schulze in der DIfE-Mitteilung." - Da drängt sich mir doch sehr die Frage nach weiteren Lebenstilfaktoren auf, insbesondere nach dem RAUCHEN. Gerade junge Frauen rauchen heute in dem Glauben, das helfe ihnen, schlank zu bleiben. Dass sie damit die Viszeralfetteinlagerung ("Tofi-Effekt" = thin outside - fat inside) und damit ihre Risisken für Bluthochdruck, Diabetes und eliche andere Karnkheiten potenzieren, scheint ihnen entweder egal zu sein oder sie wissen es nicht besser.

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