Kopfschmerzen

Migräne-Ampel soll Therapie vereinfachen

Mit einer einfach verständlichen Klassifikation des Schweregrades von Migräneattacken wollen kanadische Medizinerinnen Ärzten und Patienten das Schmerzmanagement erleichtern.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Je länger es bei Migränekopfschmerz dauert, bis Maßnahmen ergriffen werden, desto höher das Risiko, dass sich langdauernde Schmerzen entwickeln.

Je länger es bei Migränekopfschmerz dauert, bis Maßnahmen ergriffen werden, desto höher das Risiko, dass sich langdauernde Schmerzen entwickeln.

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TORONTO. Um Anfälle von Migränekopfschmerz in den Griff zu bekommen, ist es nötig, möglichst früh zu intervenieren. Innerhalb von 20 bis 60 Minuten kann sich eine schwere Migräne entwickeln. Dauert es länger als eine Stunde, bis Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sinken die Erfolgsaussichten der Therapie von 80 Prozent auf 50 Prozent, wie Dr. Ana Marissa Lagman-Bartolome und Dr. Christine Lay vom Kopfschmerzzentrum der Universität Toronto betonen (Headache 2018; online 27. Oktober). Damit steigt das Risiko, dass sich langdauernde Schmerzen entwickeln oder ein Rezidiv auftritt.

Lagman-Bartolome und Lay halten es für wenig sinnvoll, die Behandlung allein an der Schmerzstärke auszurichten. Auch der Grad der Einschränkungen in den Alltagsaktivitäten müsse berücksichtigt werden. Dafür haben die beiden Ärztinnen eine Einteilung in drei Stufen nach Art einer Ampel entwickelt. „Grün“ bedeutet dabei „Ich kann noch weitermachen“, „Gelb“ meint „Ich muss bremsen“ und „Rot“ steht für „Ich muss anhalten“.

Die Migräne-Ampel lehnt sich an die Leitlinien der kanadischen Kopfschmerzgesellschaft an, deren Empfehlungen auch in die Anfang dieses Jahres veröffentlichte deutsche Leitlinie zur Migräne eingeflossen sind. Die Ampelstellung hat therapeutische Konsequenzen.

NSAR bei Grün

Steht die Ampel auf Grün, ist zunächst am ehesten ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) indiziert. Zeigt die Ampel Gelb, kann je nachdem ein NSAR oder ein Triptan angezeigt sein. Bei rotem Ampellicht hingegen sollten sowohl ein NSAR als auch ein Triptan eingenommen werden, bei gleichzeitiger Übelkeit kommt ein nichtorales Triptan infrage.

Sind die Kopfschmerzen bereits nach dem Aufwachen vorhanden, ist die Ampel laut Ansicht von Lagman-Bartolome und Lay grundsätzlich auf Rot zu schalten. Hier ist von einem späten Behandlungsbeginn auszugehen, der das genannte Risiko für langdauernde oder rezidivierende Beschwerden birgt.

„Nach unserer Erfahrung ist das Ampelsystem für Patienten leicht verständlich und gut zu befolgen“, schreiben Lagman-Bartolome und Lay. Das führe dazu, dass die Patienten früher mit der Behandlung beginnen. Auch sei es ihnen dadurch möglich, mehr Therapiekontrolle zu gewinnen. Und durch die vereinfachte Beurteilung des Schweregrades seien sie besser in der Lage, zur geeigneten Akutmedikation zu greifen.

Dreiteilige Migräne-Ampel

  • Grün bedeutet für den Patienten „Ich kann noch weitermachen“. Indiziert ist zunächst am ehesten ein NSAR.
  • Gelb bedeutet für den Patienten „Ich muss bremsen“. Hier kann ein NSAR oder ein Triptan angezeigt sein.
  • Rot bedeutet für den Patienten „Ich muss anhalten“. Sowohl ein NSAR als auch ein Triptan sollten eingenommen werden, bei gleichzeitiger Übelkeit kommt ein nichtorales Triptan infrage.
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