Ernährung als Prävention

Milchprodukte bewahrten Heimbewohner wohl vor Frakturen

Durch regelmäßige Extraportionen von Milch, Joghurt und Käse lässt sich das Frakturrisiko von Altenheimbewohnern anscheinend stark reduzieren: Darauf lässt eine australische Studie schließen.

Von Dr. Beate Schumacher Veröffentlicht:
Hüftfraktur: Durch eine Optimierung der Kalzium- und Proteinzufuhr lässt sich bei älteren Menschen in Pflegeheimen das Risiko für Frakturen deutlich senken.

Hüftfraktur: Durch eine Optimierung der Kalzium- und Proteinzufuhr lässt sich bei älteren Menschen in Pflegeheimen das Risiko für Frakturen deutlich senken.

© Springer Medizin Verlag GmbH

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie wirkt sich eine durch zusätzliche Milchprodukte verbesserte Kalzium- und Proteinzufuhr auf das Frakturrisiko von Altenheimbewohnern aus?

Antwort: Durch regelmäßige Extraportionen von Milch, Joghurt und Käse wurde das Frakturrisiko in australischen Altenheimen um 33%, das Hüftfrakturrisiko um 46% gesenkt.

Einschränkung: Die sehr alten Teilnehmer konnten median nur zwölf Monate beobachtet werden.

Melbourne. Allein durch die Änderung der Speisepläne ist es in einer randomisierten kontrollierten Studie gelungen, in Heimen untergebrachte Senioren vor Stürzen und Frakturen zu bewahren: Durch zusätzliche Portionen von Milch, Joghurt und Käse wurde die Frakturrate um ein Drittel gesenkt (BMJ 2021; online 21. Oktober).

Viele Bewohner solcher Einrichtungen hätten eine zu geringe Kalzium- und Proteinzufuhr und damit ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Muskelabbau, schreiben die Studienautoren um Dr. Sandra Iuliano von der Universität Melbourne. Beides, Kalzium und Protein, ist in Milch, Joghurt und Käse reichlich enthalten. Extraportionen dieser Nahrungsmittel sollten daher Stürzen und Frakturen vorbeugen können. Um dies unter randomisierten Bedingungen prüfen zu können, hatten Iuliano und ihr Team 60 australische Altenheime in ihre Studie einbezogen; 30 Heime sollten ihre Speisepläne für 24 Monate umstellen, die anderen 30 wie bisher verfahren.

Risiko für Frakturen um 33 Prozent reduziert

3301 alte Menschen lebten in Heimen mit Ernährungsintervention. Sie erhielten im Mittel 250 ml Milch plus 20 g Käse oder 100 g Joghurt zusätzlich, damit kamen sie auf eine tägliche Kalziumzufuhr von 1140 mg/d und eine Proteinzufuhr von 1,1 g/kg KG. Die 3894 Bewohner der Kontrolleinrichtungen nahmen dagegen durchschnittlich am Tag nur 700 mg Kalzium und 0,9 g/kg KG Protein zu sich. Die Versorgung mit Vitamin D war bei allen Beteiligten ausreichend.

Zu Frakturen kam es im Beobachtungszeitraum bei 3,7 Prozent der Heimbewohner mit und bei 5,2 Prozent ohne Ernährungsumstellung. Das entsprach einer signifikanten Risikoreduktion um 33 Prozent. Hüftfrakturen erlitten 1,3 Prozent und 2,4 Prozent, ein ebenfalls signifikanter Rückgang um 46 Prozent. Die Unterschiede bei Frakturen insgesamt beziehungsweise Hüftfrakturen waren bereits nach fünf Monaten statistisch relevant. Stürze traten mit der Speiseplanumstellung um 11 Prozent seltener auf (57 Prozent vs. 62 Prozent), hier war die Differenz zwischen den Gruppen schon nach drei Monaten signifikant.

Geringerer Verlust an Magermasse und Knochendichte

Demnach müssen laut Berechnungen der Autoren zur Prävention einer Fraktur 52, einer Hüftfraktur 82 und eines Sturzes 17 Patienten die zusätzlichen Milchprodukte erhalten. Die Mortalität war in beiden Gruppen gleich. Messungen bei einer Stichprobe von Teilnehmern zeigten in der Interventionsgruppe einen geringeren Verlust an Magermasse und an Knochendichte.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass die von ihnen geprüfte Maßnahme große Wirkung entfalten kann. Zwar sei das individuelle Risiko durch Unterversorgung mit Kalizum und Protein nur mäßig erhöht, aufgrund der riesigen Zahl betroffener Senioren trage das aber erheblich zur bevölkerungsweiten Hüftfrakturinzidenz bei. „Damit hat die Ernährungsintervention bedeutende Konsequenzen für die Frakturprävention in Altenheimen und möglicherweise auch darüber hinaus“, so die Studienautoren.

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