Alle Jahre wieder

Mineralölrückstände in Adventskalendern gefunden

Schon im vergangenen Jahr hatte das bayerische Landesamt für Gesundheit Mineralölrückstände in fünf Schoko-Adventskalendern gefunden. Nun hat sich die Behörde die betroffenen Kalender erneut angeschaut - mit überraschendem Ergebnis.

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Schokolade in Adventskalendern enthalten zum Teil Mineralöl.

Schokolade in Adventskalendern enthalten zum Teil Mineralöl.

© Patrick Pleul / dpa

ERLANGEN. Auch in diesem Jahr sind wieder Mineralölrückstände in Schokoladen-Adventskalendern gefunden worden. Das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wies in der Schokolade von drei der fünf untersuchten Kalender geringe Mengen sogenannter aromatischer Kohlenwasserstoffe (MOAH) nach.

Diese stehen im Verdacht, krebserregende Stoffe zu enthalten. Die Behörde hatte sich diesmal auf die fünf Kalender konzentriert, in denen bereits im vergangenen Jahr solche Rückstände gefunden worden waren.

"Der Verzehr von Adventskalenderschokolade gibt auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse und Erkenntnisse nach Auffassung des LGL keinen Anlass zur Besorgnis", betonte das Amt jedoch auf seiner Internetseite - mit Verweis auf die übliche Verzehrmenge: ein Stück pro Tag an 24 Tagen im Jahr.

Mineralöl aus recycelten Kartons

Die Mineralölbestandteile gehen oft aus recycelten Kartons auf die Schokolade über. Für die Herstellung wird bedrucktes Altpapier verwendet, und die Druckfarben können Mineralöle enthalten. Auch bei der Ernte oder der Herstellung des Papiers werden Öle für die Maschinen genutzt. Und manche Jutesäcke, in denen Kakaobohnen transportiert werden, können mit Mineralölen imprägniert sein.

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung sind Mineralölrückstände in Lebensmitteln grundsätzlich unerwünscht. Einen gesetzlichen Grenzwert gibt es jedoch noch nicht - laut einem Änderungsentwurf soll er künftig in der nationalen "Mineralölverordnung" festgelegt werden.

Die Regelung wird sich laut LGL allerdings nur auf Verpackungen aus Recyclingmaterial beziehen. Im aktuellen Test wurden jedoch nur Frischfaserkartons verwendet. Ein anderer Entwurf zur Änderung "Druckfarbenverordnung" sieht vor, dass künftig keine mineralölhaltigen Farben zum Bedrucken von Lebensmittelverpackungen mehr verwendet werden dürfen. Diese Verordnung wird gerade von der EU-Kommission geprüft.

Lebensmittelrechtlich seien die Kalender nicht zu beanstanden, hieß es vom LGL. Die Hersteller der Adventskalender sollen dennoch über die Ergebnisse informiert werden.

Foodwatch fordert Verkaufsstopp

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte die Veröffentlichung gefordert. Sie forderte nun einen Verkaufsstopp sowie einen öffentlichen Rückruf der Kalender.

Dem LGL warf Foodwatch vor, die Gesundheitsgefährdung zu verharmlosen: "Die Beschwichtigungen der bayerischen Behörde sind von der Wissenschaft nicht gedeckt und im Sinne des Gesundheitsschutzes inakzeptabel", sagte Johannes Heeg von Foodwatch.

"Die Tests zeigen erneut, dass die Lebensmittelbranche das Mineralölproblem nicht entschieden genug angeht, solange der Gesetzgeber sie dazu nicht zwingt."

Auch der Verbraucherschutzexperte der SPD im bayerischen Landtag, Florian von Brunn, forderte, alle belasteten Produkte sofort vom Markt zu nehmen. Von Brunn kritisierte zudem, dass das LGL nur fünf Adventskalender testete. Die Grünen wollen, dass das Amt im Landtag berichtet, wie die Stoffe in Lebensmittel gelangen.

Die Supermarkt-Kette Norma nahm betroffene Adventskalender, die exklusiv für Norma produziert werden, aus dem Handel. Obwohl der Hersteller und das LGL "versichern, dass der Verzehr des betroffenen Produktes völlig unbedenklich ist" habe sich der Supermarkt entschlossen, das Produkt aus dem Verkauf zu nehmen, teilte Norma auf seiner Internetseite mit.

Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL wies die Foodwatch-Kritik zurück: Es bestehe keine Gesundheitsgefahr für die Konsumenten. Die Lebensmittelhersteller täten bereits seit dem Jahr 2010 alles dafür, Mineralöl-Rückstände zu minimieren. Vollkommen vermeiden ließen sie sich jedoch nicht. (dpa)

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