Nieren-Lebendtransplantation

Minimal-invasiv möglich

Nieren-Lebendtransplantationen sind minimal-invasiv möglich. An zwei deutschen Zentren sind vor einigen Wochen vier Roboter-assistierte Transplantationen vorgenommen worden.

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LEIPZIG. Um Lebendspender einer Niere möglichst schonend zu operieren, kann das Organ laparoskopisch entnommen werden. Die Transplantation zum Empfänger jedoch erfolgt bislang stets konventionell als offener Eingriff.

Neu ist, dass die Spenderniere sowohl laparoskopisch entnommen wie auch laparoskopisch transplantiert werden kann, nämlich mit Hilfe des Operationsroboters Da Vinci®.

In den Transplantationszentren Homburg und Halle (Saale) sind im Sommer dieses Jahres jeweils zwei solche Nieren-Lebendtransplantationen vorgenommen worden, teilte Professor Paolo Fornara vom Nierentransplantationszentrum an der Universität Halle-Wittenberg beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Leipzig mit.

Roboter-assistierte Operation

Bei der roboter-assistierten laparoskopischen Operation bedient der Chirurg die Instrumente von einer Konsole aus: Jeder Finger steckt in einem Ring und jede Fingerbewegung übersetzt das System über vier Arbeitsarme in Aktionen der Operationsinstrumente.

Das Operationsfeld wird dem Operateur dreidimensional und stark vergrößert präsentiert. Dies sei eine gute Voraussetzung für die optimale Ausführung der Gefäßanastomosen, hieß es in Leipzig.

Die in sieben Freiheitsgraden beweglichen Köpfe der laparoskopischen Instrumente ermöglichen mehr Aktionen als beim konventionellen Operieren. "Wenn man einen Schlüssel im Schlüsselloch dreht, muss man immer wieder nachfassen. Mit diesen Instrumenten ist so etwas nicht nötig", so Fornara zur "Ärzte Zeitung". "Ich kann die Hände feiner und gezielter einsetzen."

Das Spenderorgan wird über einen lediglich 4 bis 5 cm langen Zugang implantiert. Dies ist möglich, weil die blutleere Transplantatniere etwa ein Drittel kleiner und deutlich weicher ist als eine normal durchblutete Niere.

Der Transfer ins Körperinnere erfolgt über ein Gelport®-System. Die schonende Operationstechnik hat zur Folge, dass die Spender bereits nach vier Tagen die Klinik verlassen können, die Empfänger im Allgemeinen nach zwei Wochen.

Einjährige Vorbereitungsphase

Für die minimal-invasive Nierentransplantation sei eine langjährige Expertise beim laparoskopischen sowie roboter-assistierten Operieren notwendig, betonte Fornara.

So war auf Initiative von Professor Michael Stöckle von der Universität des Saarlandes, wo die ersten beiden roboterassistierten Nieren-Lebendtransplantationen in Deutschland stattgefunden hatten, eine einjährige Vorbereitungsphase der Arbeitsgemeinschaft Nierentransplantation der Deutschen Gesellschaft für Urologie mit tierexperimentellen und klinischen Maßnahmen vorausgegangen.

Unterstützt wurden die Teams in Homburg/Saar und Halle von Professor Alberto Breda aus Barcelona in Spanien. Am dortigen Transplantationszentrum bestehen die größten Erfahrungen in Europa mit der robotisch assistierten Nierentransplantation.

Deutschland ist das vierte Land auf dem Kontinent, in dem diese Technik eingesetzt wird. Im November dieses Jahres sind zwei weitere Operationen geplant.

Fornara ist überzeugt, dass in Zukunft auch Nieren von hirntoten Spendern minimal-invasiv transplantiert werden können. Dazu müsse man jedoch noch Erfahrungen sammeln, und die Operationszeit von derzeit vier bis fünf Stunden müsse verkürzt werden. (ner)

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