Mit Fingerfood zu mehr Gewicht
LEIPZIG (sir). Eine bessere Speiseraum-Atmosphäre, Snacks und Fingerfood leicht zugänglich auf Tischen und energiereiche Trinknahrung - damit kann man Demenzkranke besser zum Essen animieren und einer Mangelernährung vorbeugen.
Veröffentlicht:"Bei Mangelernährung ohne organische Ursachen sollte man immer auch an eine Demenz denken", erinnert der Geriater Dr. Rainer Wirth vom St. Marien-Hospital in Borken. Patienten mit einer Hirnleistungsstörung beginnen schon Jahre vor der Erstdiagnose an Gewicht zu verlieren. Man vermutet einen veränderten, Appetit hemmenden Metabolismus, eine minimal erhöhte Körpertemperatur, teilweise vermehrten Bewegungsdrang oder einfach das Vergessen von Mahlzeiten als auslösende Mechanismen.
"Eine akute Malnutrition lässt sich durch Tellerdiagramme oder Kalorienbilanzen feststellen", so Wirth auf dem Dementia Fair Congress in Leipzig. Der BMI sei dafür jedoch nicht ideal, denn ältere Menschen verlieren oft auch an Körpergröße. Eine sinnvolle Ergänzung seien spezielle Ernährungsfragebögen wie MUST*, NRS* (im Krankenhaus) oder MNA* (für Hochbetagte).
Entgegensteuern könne man der Mangelernährung mit verschiedenen Maßnahmen. "In Studien konnte die Beratung von Angehörigen die Energieaufnahme von zu Hause lebenden Demenzkranken um etwa drei Prozent steigern. Eine Veränderung des Speiseraum-Ambientes im Pflegeheim sowie eine Veränderung der Speisenauswahl und der Tischgruppen erbrachte etwa vier Prozent", sagte Wirth.
Man könne mit Energie-angereicherten Nahrungsmitteln, Trinknahrung als Zwischenmahlzeit oder auch Fingerfood und Snacks -gut sichtbar und zugänglich auf Tischen - den Patienten 20 bis 25 Prozent mehr Energie zuführen. Diese Maßnahmen seien aber vor allem für Demenzkranke im Frühstadium geeignet, so Wirth. Eine intensive Betreuung und Darreichung der Nahrung steigere die Energieaufnahme ebenfalls um ein Viertel und sei besonders bei schwer demenzkranken Patienten zu empfehlen.
"Die Meinungen zur Sondenernährung Demenzkranker gehen weit auseinander", so Wirth. "Diese kann gelegentlich helfen, eine Unterernährung zu vermeiden. Als Dauerlösung für Patienten im terminalen Stadium der Demenz wird sie aber nicht empfohlen." Über die Sondenernährung müsse in jedem Fall individuell entschieden werden. Besser sei es aber, schon bei Patienten mit frühen Demenzstadien eine Mangelernährung zu vermeiden und Körpergewicht aufzubauen.
*MUST = Malnutrition Universal Screening Tool; NRS = Nutrition Risk Screening; MNA = Mini Nutritional Assessment.