Mit Rimonabant werden zwei Risiken fürs Herz mit einer Klappe geschlagen

MÜNCHEN (Rö). Der neuartige Wirkstoff Rimonabant könnte in der Behandlung von Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko eine bedeutende Stellung bekommen. Denn er kann eine Gefährdung gleich auf mehrfache Weise verringern.

Veröffentlicht:

Dieses Fazit haben Wissenschaftler beim Europäischen Kardiologie-Kongreß in München bei einer Pressekonferenz und einem Symposium des Unternehmens Sanofi-Synthelabo gezogen.

Grundlage für die Rimonabant-Entwicklung ist die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems. Dieses System ist zentral und peripher sowohl an der Regulation der Energiebilanz als auch an der Kontrolle der Nikotinabhängigkeit beteiligt. Bei ständiger Übererregung geraten beide aus den Fugen. Die Folgen sind Adipositas und Schwierigkeiten, das Rauchen trotz kardiovaskulärer Gefährdung sein zu lassen. So hat es Professor Uberto Pagotto vom S. Orsola-Malpighi-Hospital in Bologna erläutert.

Der italienische Wissenschaftler hat mit zur Aufklärung des Endocannabinoid-Systems beigetragen. Bereits kurz nach seiner Entdeckung ist es gelungen, mit Rimonabant, einen spezifischen Hemmstoff für die CB1-Rezeptoren in diesem System zu entwickeln. Diese Therapie dämpft die Übererregung des Systems und sollte adipösen Patienten und Rauchern helfen können, abzunehmen und abstinent zu bleiben.

Daß dies funktioniert, haben erste Ergebnisse aus einem Studienprogramm mit etwa 12 000 kardiovaskulären Risikopatienten in Phase III belegt. 6000 nahmen wegen gesundheitsgefährdendem Übergewicht teil, die andere Hälfte wegen Nikotinabhängigkeit.

Bei den Studien zum Übergewicht (RIO) liegen inzwischen Ein-Jahres-Ergebnisse vor. Dabei hat sich gezeigt, daß die Patienten mit 20 mg Rimonabant täglich nicht nur abnehmen. Es vermindert sich vor allem das Bauchfett.

Zudem verbessern sich auch Parameter des Fettstoffwechsels, und es gibt einen günstigen Einfluß auf die Parameter des metabolischen Syndroms. Insgesamt verringert sich damit das kardiovaskuläre Risiko.

Bei den Studien mit Rauchern (STRATUS) hat sich gezeigt, daß die Therapie die Rate der Abstinenten im Vergleich zu Placebo verdoppelt und daß es nach der Abstinenz kaum zu einem Gewichtsanstieg kommt, hat Dr. Serena Tonstad vom Ulleval Universitätshospital in Oslo berichtet. Übereinstimmend haben alle Studien die gute Verträglichkeit von Rimonabant ergeben. Zentralnervöse und kardiale unerwünschte Wirkungen hätten keine Bedeutung, bestätigten alle teilnehmenden Wissenschaftler.

Mehr zum Thema

Kardiovaskuläres Risiko steigt

Vorsicht mit hohen NSAR-Dosen bei ankylosierender Spondylitis!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Referentenentwurf

Lauterbachs Klinikreform: Lob von den Uniklinika und Prügel aus den Ländern

Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Die Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen warnt, die geplante Klinikreform bilde die besondere Situation für die Behandlung von Menschen mit seltenen Erkrankungen nicht ausreichend ab.

© Frank Molter / dpa

Sieben-Punkte-Papier mit Forderungen

ACHSE beklagt: Seltene Erkrankungen bei Klinikreform nicht berücksichtigt