Mit iPad gegen Tumoren

"Together it is possible - Gemeinsam können wir es schaffen", so das Motto des Welt-Krebstages 2012. Gemeinsam mit klinischen Partnern wollen Krebsforscher die rasche Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse in die klinische Praxis erreichen.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Die Niere im Visier: Der Urologe Professor Jens Rassweiler bei einer iPad-assistierten Nierenpunktion.

Die Niere im Visier: Der Urologe Professor Jens Rassweiler bei einer iPad-assistierten Nierenpunktion.

© Rassweiler / DKFZ Heidelberg

HEIDELBERG. Mit dem iPad in das Körperinnere eines Patienten schauen? Das ist keine Zukunftsmusik mehr.

Bioinformatiker am DKFZ in Heidelberg haben eine Software entwickelt, die es Urologen ermöglichen soll, Tumoren in der Niere oder in der Prostata „iPad-assistiert“ endoskopisch zu entfernen. Professor Jens Rassweiler, Direktor der „Urologie Heilbronn“, einem Zentrum für minimalinvasive Eingriffe in der Urologie, ist begeistert von dieser virtuellen Schützenhilfe, die er in Einzelfällen schon genutzt hat.

Darstellung während der OP in Echtzeit

Die dreidimensionale Navigation während eines endoskopischen Eingriffs ist auf der Basis von bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, CT oder MRT mit der entsprechenden Software schon jetzt möglich. Auf diese Weise können das Zielorgan, der Tumor und sensible Strukturen um den Tumor in Echtzeit während der Operation dargestellt werden.

Ziel ist es nach Angaben von Rassweiler etwa bei einem Prostatakarzinom, das endoskopisch entfernt wird, weniger positive Ränder und eine Schonung der Potenznerven zu erreichen. Die Bioinformatiker am DKFZ um Professor Hans-Peter Meinzer haben dieses Prinzip nun für das iPad umgesetzt, das der Kliniker am Beispiel eines Nierentumors während einer Veranstaltung am DKFZ erläutert hat.

„Wir haben hier nicht ein einzelnes Zielorgan, sondern den ganzen Patienten“, so Rassweiler. Der Patient wird einen Tag vor dem Eingriff in Bauchlage auf einer speziellen Liege sehr exakt fixiert. Es wird eine CT-Aufnahme angefertigt, um das Zielorgan – die Niere beziehungsweise einen Tumor in der Niere – und die umgebenden Strukturen genau lokalisieren zu können.

Auf dem Rücken des Patienten werden von außen farbige Marker angebracht, die ähnlich wie EKG-Elektroden sind, um das Zielfeld im Inneren des Körpers einzugrenzen. In dem Rechenprogramm wird das Bild anschließend segmentiert und die wichtigen Strukturen wie Wirbel, Hohlsystem, das Nierengewebe, der Stein oder Tumor dargestellt.

 iPad wird anhand von virtuellen und echten Markern justiert

Am Tag des Eingriffs wird der Patient exakt so gelagert wie am Vortag und die Marker wieder exakt an derselben Stelle auf dem Körper aufgebracht. Das iPad wird anhand der Marker justiert. Der Rechner steht außerhalb des OP-Saals. Das iPad und der Server kommunizieren via WiFi.

Der Bildschirm des iPad wird so über den Patienten gehalten, dass sich die virtuellen und die echten Marker auf dem Rücken überlagern. Der Operateur sieht dann ins Innere des Patienten mit der exakten virtuellen Darstellung der Anatomie.

Dass das Bild auch bei Lageveränderung des Schirms stabil bleibe, sei ein Verdienst der Bioinformatiker, denn es werde auch bei Lageveränderung rechnerisch angepasst, freut sich Rassweiler.

Der Arzt habe eine zuverlässige Visualisierung der Niere quasi in 3D-Qualität einschließlich der Risikostrukturen vor sich und sehe überdies seine eigene Hand auf dem Schirm, sodass er genau verfolgen könne, wo er den Stich für die Punktion des Tumors setze.

Eine Ultraschallkontrolle erübrige sich dann. Ideal sei die Methode auch zur Planung des Eingriffs, um den idealen Punktionsweg festzulegen und durch das iPad zu schauen, ob man auf dem richtigen Weg sei.

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