Im Tierversuch

Mögliche Ursache für Psoriasis entdeckt

Das Fehlen des so genannten Wnt-Signalwegs bei Mäusen führt zu einem Psoriasis-ähnlichen Krankheitsbild.

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HEIDELBERG. Für die Entstehung der Psoriasis sind genetische Veranlagungen, Umweltfaktoren und ein Ungleichgewicht im Immunsystem mit von Bedeutung.

Forscher um Professor Michael Boutros am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg haben jetzt herausgefunden, dass das Fehlen des so genannten Wnt-Signalwegs bei Mäusen zu einem Psoriasis-ähnlichen Krankheitsbild führt.

Auch beim Tumorwachstum spielt dieser Signalweg eine wichtige Rolle.

In der vorliegenden Arbeit haben Professor Michael Boutros und Dr. Iris Augustin untersucht, wie die äußeren Hautschichten mit dem Immunsystem kommunizieren (JEM 210 (9): 1761).

Dabei konzentrierten sie sich auf den so genannten Wnt-Signalweg, teilt das DKFZ mit. "Er spielt eine wichtige Rolle während der Embryonalentwicklung bei Mensch und Tier; aber auch bei der Regulation von Stammzellen in der Haut oder im Darm", wird Boutros zitiert.

Protein Evi ist in den Transport der Wnt-Moleküle involviert

Die Zellen der Haut bilden Wnt-Moleküle. Damit die Hautzellen miteinander kommunizieren können, müssen die Moleküle nach außen gelangen.

Dafür werden die Wnt-Moleküle mit Hilfe des Proteins Evi an die Zellwand transportiert und aus der Zelle geschleust. Außen binden sie an benachbarte Zellen und lösen dort Signale aus, die beispielsweise zur Produktion von Botenstoffen führen oder das Zellwachstum antreiben.

Für ihre Studie hätten die Forscher Mäuse verwendet, die kein Evi bilden konnten, so das DKFZ weiter. Ohne diesen Transporter könnten die Wnt-Moleküle nicht mehr aus der Zelle gelangen und somit keine Signale in den Nachbarzellen auslösen.

Psoriasis-ähnliche Symptome beobachtet

Zudem hätten die Forscher typische Psoriasis-ähnliche Symptome beobachet: "Die Haut entzündet sich, neue Gefäße entstehen, die Hautzellen vermehren sich stark und verschuppen," wird Augustin zitiert.

Hinzu kam, dass in der Haut dieser Mäuse weniger so genannte "Dendritische epidermale T-Zellen" (DETC) vorhanden waren.

"Das sind Immunzellen in der Haut, die normalerweise Eindringlinge abwehren und Entzündungen vorbeugen, indem sie das Einwandern von Immunzellen aus dem Blut bremsen", erklärt Iris Augustin in der Mitteilung des DKFZ.

"Wahrscheinlich führt das Fehlen der DETCs in der Mäusehaut dazu, dass Immunzellen verstärkt aus dem Blut in die Haut einwandern."

Ein Vergleich des Mausmodells mit Gewebeschnitten von Psoriasis-Patienten zeigte deutliche Parallelen: Auch hier war die Konzentration des Transporteiweiß Evi niedrig und das Wnt-Signal entsprechend schwach ausgeprägt.

"Das lässt vermuten, dass der Wnt-Signalweg auch bei humaner Psoriasis eine wichtige Rolle spielt", so Augustin, "diese Erkenntnis bietet eine neue Möglichkeit, die komplexen Vorgänge entzündlicher Hauterkrankungen verstehen zu lernen."

Wnt-Signal wohl auch in Glioblastomen von Bedeutung

Seit langem ist bekannt, dass Veränderungen im Wnt-Signalweg auch an der Entstehung von Krebs beteiligt sind, heißt es in der Mitteilung des DKFZ.

So steht eine erhöhte Wnt-Konzentration beispielsweise im Zusammenhang mit Brust- und Darmkrebs. Auch in Glioblastomen scheint das Wnt-Signal eine wichtige Rolle zu spielen.

Bereits im letzten Jahr konnten die Forscher um Boutros in Zellen dieser Krebsart eine erhöhte Evi-Konzentration feststellen. "Dadurch werden die Wnt-Signale vermutlich verstärkt", erklärt Augustin, "das könnte unsere Beobachtung erklären, warum diese Krebszellen schneller wachsen."

Ob die Hemmung von Evi und damit die Blockade des Wnt-Signalwegs das Tumorwachstum stoppen könnte, wollen die Wissenschaftler nun herausfinden. (eb)

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