Antikoagulation
Morbidität durch Blutung höher
Studiendaten weisen darauf hin, dass Blutungen unter der Antikoagulation eine höhere Morbidität bedingen als Rezidivthrombosen.
Veröffentlicht:MADRID. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung hätten Tumorpatienten ein erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), erinnerte Dr. Alejandro Lazo-Langner, Western University, London, ON/Kanada, auf dem EHA-Kongress 2017. Dieses kann durch Antikoagulanzien effektiv gesenkt werden. Diese Substanzen steigern aber auch die Gefahr von Blutungskomplikationen, die bei Tumorpatienten ohnehin erhöht ist. Im Rahmen einer retrospektiven populationsbasierten Beobachtungsstudie untersuchten Lazo-Langner und Kollegen, ob ältere Tumorpatienten (> 65 Jahre) stärker gefährdet sind, an einem VTE-Rezidiv oder an einer Blutung aufgrund der Antikoagulation zu sterben [Lazo-Langner A et al. EHA. 2017;Abstr S441]. Sie werteten die Daten von fast 7.000 VTE bei im Schnitt 75-jährigen Krebspatienten aus. 75 % waren mit niedermolekularem Heparin (± Warfarin) antikoaguliert worden. 22 % hatten nur Warfarin erhalten, 3 % Rivaroxaban.
Rezidivierende VTE waren häufiger als Blutungskomplikationen: Sechs Monate nach der Index-VTE waren 235 schwere gastrointestinale und intrakranielle Blutungen (3 %), aber 1.185 Rezidiv-VTE (17 %) aufgetreten. Die blutungsbedingte Mortalitätsrate nach sieben Tagen war jedoch mit 11 % erheblich höher als die VTE-bedingte Sterblichkeit mit nur 0,5 %. Das Risiko, an einer Blutung zu sterben, sei damit um ein Mehrfaches höher als bei einem VTE-Rezidiv, schlussfolgerte Lazo-Langner. Unterschiede zwischen den verschiedenen Antikoagulanzien wurden nicht festgestellt. Das Ergebnis der retrospektiven Untersuchung sollte in weiteren Studien verifiziert werden, forderte Lazo-Langner. Auch sollte bei älteren Krebspatienten das Blutungsrisiko vor Initiierung einer Antikoagulation betrachtet werden. (arn)