Motorschiene unterstützt Knieheilung nach Op

MAINZ (ner). Wer rastet, der rostet - dieses Sprichwort gilt auch nach Knie-Operationen. Die früher übliche Praxis "Ruhigstellung bis zur Heilung" ist daher inzwischen der frühen Mobilisation gewichen. Diskutiert wird aber seit langem, ob die vielfach angewendete passive Bewegung mit Motorschienen etwas bringt.

Veröffentlicht:

Nach Ansicht des Mainzer Traumatologen Professor Peter Kirschner ist die kontinuierliche passive Bewegung (CPM - continuous passive Motion) sinnvoll, etwa nach Knieprothesen-Implantationen oder Kreuzbandplastiken sowie Osteosynthesen.

Aus Tierversuchen gebe es Hinweise, daß Blut- und Flüssigkeitsansammlungen im Knie damit schnell ausgeschwemmt und die Knorpelregeneration angeregt werde, so Kirschner in der Zeitschrift "Unfallchirurg" (107, 2004, 328). Die Resultate klinischer Studien seien zwar weniger eindeutig. Dennoch bewertet er CPM positiv.

Insgesamt 248 Publikationen hat der Unfallchirurg zu dem Thema ausgewertet. Bei Anwendung am Kniegelenk sei zweifelsfrei eine frühzeitig verbesserte Flexion zu erwarten, so Kirschner. Dies ermögliche eine raschere Mobilisation und schnellere Entlassung aus der Klinik als bei alleiniger Krankengymnastik, auch wenn die Langzeitresultate, soweit beurteilbar, sich nicht signifikant unterscheiden. Auch sei die Kniemobilisation in Narkose einige Wochen postoperativ seltener erforderlich.

Den Vorwurf häufiger Wundheilungsstörungen unter CPM-Therapie weist Kirschner zurück. Gründe für Wundheilungsstörungen seien meist unsachgemäße Abpolsterung und Lagerung der Extremität oder die Blutzirkulation behindernde Verbände mit nachfolgenden Drucknekrosen. Zwar gebe es eine Tendenz zu vermehrt oberflächlichen Wundreizungen, besonders bei hochfrequenter CPM-Anwendung und großen Beugungswinkeln bis 100 Grad. Diese seien aber klinisch unbedeutend, zudem scheine die Rate an Wundrevisionen unter CPM geringer zu sein.

Zu Analgetika-Bedarf, Embolie-Raten oder Blutverlust gibt es äußerst widersprüchliche Daten - die Studien sind aus methodischen Gründen aber kaum vergleichbar. Kirschner kritisiert, daß es keinerlei einheitliche postoperative Behandlungskonzepte mit CPM gibt. So sind der Zeitpunkt des Therapiebeginns, die Dauer der Einzelanwendung, die Anwendungsfrequenz und die eingestellten Beugungswinkel von Behandler zu Behandler sehr verschieden.

Die CPM-Therapie sollte, so Kirschner, bereits im Aufwachraum beginnen, länger als zwei Stunden täglich erfolgen und später mit der üblichen Physiotherapie und Krankengymnastik kombiniert werden. Für einen normalen Gang und das Treppensteigen seien eine Beugung von 75 bis 90 Grad zu fordern.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Studie: Harnsäure schon im Normbereich ein unterschätzter Risikofaktor

Kommentar

Methotrexat-Osteopathie: Wachsamkeit schadet nicht

Adhäsive Kapsulitis

Positive Daten für supraskapulären Nervenblock bei Schultersteife

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Traumatologie

Bienenstich in die Hornhaut: Schnell raus mit dem Stachel!

Lesetipps
Ein junger Fuchs im Wald

© Thomas Warnack/dpa

Alveoläre Echinokokkose

Fuchsbandwurm-Infektionen sind wohl häufiger als gedacht

Schema einer Messung der minimalen Resterkrankung bei Patienten und Patientinnen mit akuter lymphatischer Leukämie, akuter myeloischer Leukämie, chronischer myeloischer Leukämie oder mit multiplen Myelom

© freshidea / stock.adobe.com

Messbare Resterkrankung

Muss man wirklich auch die letzte Krebszelle eliminieren?