Nach IvF und ICSI: Reif geborene Kinder entwickeln sich normal

Kinder, die nach assistierter Reproduktion zeitgerecht und mit einem normalen Geburtsgewicht geboren werden, entwickeln sich körperlich und geistig wie natürlich gezeugte Kinder. Das Risiko für Wachstumsrestriktion und Frühgeburt ist bei Subfertilität jedoch erhöht.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Kinder, die mit IvF oder ICSI gezeugt wurden, unterscheiden sich in ihrer physischen Entwicklung nicht von Kindern nach Spontankonzeption.

Kinder, die mit IvF oder ICSI gezeugt wurden, unterscheiden sich in ihrer physischen Entwicklung nicht von Kindern nach Spontankonzeption.

© dpa

HAMBURG. Paare mit Kinderwunsch müssen über mögliche Risiken für die Kinder aufgeklärt werden, sagt Professor Annika K. Ludwig aus Hamburg (Der Gynäkologe 2011; 44: 128). Das größte Risiko für Schwangerschaft und Geburt sowie für die postpartale Kindesentwicklung seien Mehrlingsschwangerschaften.

Aber auch bei Einlingsschwangerschaften nach assistierter Reproduktion (ART) ist das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen erhöht und das sogenannte neonatale Outcome schlechter als bei natürlich gezeugten Einlingen.

Höheres Risiko für Präeklampsie

Deutlich erhöht sind die Risiken für eine Präeklampsie, für Wachstumsrestriktion und für Frühgeburt. Bei ART-Einlingsschwangerschaften ist das Risiko für eine Frühgeburt verdoppelt und das für ein sehr niedriges Geburtsgewicht (< 1500 g) dreimal so hoch wie das bei spontan konzipierten Einlingsschwangerschaften.

Aber auch bei Paaren, bei denen es mehr als zwölf Monate bis zur Spontankonzeption gedauert hat, treten Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsien, Plazentalösungen, Frühgeburten und Wachstumsrestriktionen häufiger auf als bei nicht subfertilen Paaren. Nicht die invasiven Techniken wie IvF oder ICSI seien offenbar für die zuvor beschriebenen Probleme verantwortlich, sondern eher die Subfertilität, so Ludwig.

Fehlbildungsrate bei infertilen Paaren erhöht

Auch die Fehlbildungsrate ist nach assistierter Reproduktion erhöht, und zwar um den Faktor 1,3. Dies scheine nach der aktuellen Datenlage aber unabhängig von der eingesetzten Behandlungstechnik zu sein, so Ludwig. Für Inseminationen oder noch weniger invasive Therapien im konventionellen Bereich gibt es nach Angaben der Hamburger Expertin bislang keine validen Daten, anhand derer sich das Risiko abschätzen ließe. Große Fehlbildungen konnten in einer Studie auch in Zusammenhang mit der Zeit bis zur Konzeption gebracht werden.

Die Kinder, die mit IvF oder ICSI gezeugt wurden, unterscheiden sich in ihrer physischen Entwicklung nicht von Kindern, die natürlich gezeugt wurden. In den meisten Studien sei kein Unterschied in Bezug auf chronische Erkrankungen bis zum Alter von fünf bis acht Jahre bei Kindern gefunden worden, die künstlich oder auf natürlichem Wege gezeugt wurden, stellt Ludwig fest.

Widersprüchliche Daten zur neurologischen Gesundheit der Kinder

Das gelte auch für die prospektive, kontrollierte deutsche ICSI-Follow-up-Studie II, in der insgesamt 276 ICSI-Kinder und 273 spontan konzipierte Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren untersucht wurden.

Zur neurologischen Gesundheit der Kinder nach ART gibt es bisher widersprüchliche Daten. Die prospektiven kontrollierten Studien fanden bei Kindern bis zum Alter von zehn Jahren eine normale neurologische und motorische Entwicklung wie bei spontan konzipierten Kindern. Die Teilnehmerzahl war in den Studien jedoch zu gering, um Unterschiede hinsichtlich Krankheiten mit geringer Prävalenz wie der Zerebralparese mit ausreichender statistischer Power aufzudecken.

Im Gegensatz zu den prospektiven Studien haben große Registerstudien, besonders aus Skandinavien, ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende neurologische Erkrankungen bei Kindern ergeben, die nach assistierter Reproduktion geboren wurden.

Mehr Zerebralparesen nach assistierter Reproduktion

Bei Einlingen nach ART ist in zwei Studien ein 2,8- beziehungsweise 1,8-fach erhöhtes Risiko für eine Zerebralparese ermittelt worden. Teilweise wird dieses Risiko auf die erhöhte Rate von Frühgeborenen bei ART-Kindern zurückgeführt.

In fast allen Studien zur kognitiven Entwicklung zeigten sich keine relevanten Unterschiede hinsichtlich der kognitiven Entwicklung von Kindern nach ART und Spontankonzeption bis zum Alter von zehn Jahren. Ludwigs Fazit: Die körperliche, neurologische und kognitive Entwicklung von reif geborenen Kindern nach ART ist nicht beeinträchtigt.

Mehr zum Thema

Positives Votum

CHMP: Zulassungsempfehlung für neun Medikamente

Supplementation

Fallbericht: Was zu viel Zink bewirken kann

Gastbeitrag zur Ernährung

Deutschland ist wieder ein Jodmangelland!

Das könnte Sie auch interessieren
Ihr Partner in der Hausarztpraxis

© MSD Sharp & Dohme GmbH (Symbolbild mit Fotomodellen)

MSD Fokus Allgemeinmedizin

Ihr Partner in der Hausarztpraxis

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Vom Säugling bis zum Senior

© Juanmonino | iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Impfungen

Vom Säugling bis zum Senior

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Herausforderung Diabetes mellitus Typ 2

© MSD Sharp & Dohme GmbH

Allgemeinmedizin

Herausforderung Diabetes mellitus Typ 2

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Pflanzenzweige in Reagenzgläsern

© chokniti | Adobe Stock

PMS? Phytotherapie!

Evidenzbasierte Phytotherapie in der Frauenheilkunde

Anzeige | Bionorica SE
Packshot Agnucaston

© Bionorica SE

PMS? Phytotherapie!

Wirkmechanismus von Agnucaston® 20 mg

Anzeige | Bionorica SE
Mönchspfeffer Pflanze

© Lemacpro / AdobeStock

Phytotherapie bei PMS

Wissenschaftliche Kurzinformation zu Agnucaston® 20 mg

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Die Newsletter der Ärzte Zeitung

» kostenlos und direkt in Ihr Postfach

Am Morgen: Ihr individueller Themenmix

Zum Feierabend: das tagesaktuelle Telegramm

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Rechtsaufsicht

Ersteinschätzung: G-BA plant Klage gegen Gesundheitsministerium

Lesetipps
Ein älterer Mann bedient ein Smartphone.

© lolly66 / stock.adobe.com

Nachlassende Sinnesleistungen

Bei Diabetes sind passgenaue Helferlein gesucht