Neue Daten zur HIV-Prophylaxe verzögern WHO-Leitlinien

Veröffentlicht:

Eine Präexpositions-Prophylaxe reduziert das Risiko einer HIV-Übertragung um 78 Prozent. Die WHO will dies in den neuen Therapieleitlinien berücksichtigen.

ROM (awa). Eine Präexpositionsprophylaxe (PrEP) kann das Infektionsrisiko bei homosexuellen Männern verringern (iPrEX-Studie).

Nun belegen zwei placebokontrollierte, doppelblinde Studien mit insgesamt knapp 6000 afrikanischen diskordanten Paaren (ein Partner HIV-positiv, ein Partner HIV-negativ), dass eine PrEP auch bei heterosexuellen Paaren funktioniert. In beiden Studien wurde der Placeboarm vorzeitig beendet.

Vorgestellt wurden die Studien auf dem Internationalen Aidskongress in Rom. Aufgrund dieser Ergebnisse habe die WHO ihre fast fertig überarbeiteten Therapieleitlinien nicht wie geplant in Rom veröffentlicht, sondern werde die neuen Daten nun in einer Aktualisierung berücksichtigen, berichtete Gottfried Hirschall, WHO-Direktor für HIV/Aids.

Es müssten zunächst offene Fragen beantwortet werden, etwa: Was ist ein Paar, müssen die Partner zusammenleben oder nur zusammen Sex haben? Wer soll eine PrEP erhalten? Wie hoch sind die Kosten?

Dr. Elly Katabira, Präsident der internationalen Aidsgesellschaft, wies darauf hin, dass nach wie vor neun Millionen HIV-Infizierte keinen Zugang zu HIV-Medikamenten haben und dass eine Therapie auch Prävention ist. Er sieht die PrEP jeweils angepasst an unterschiedliche Risikogruppen in Kombination mit anderen Präventionsmethoden.

An der Studie "Partners PrEP" nahmen 4758 diskordante Paare teil. Der HIV-negative Partner nahm täglich entweder eine Tablette Tenofovir (TDF), eine Tablette Tenofovir/Emtricitabin (TDF/FTC) oder Placebo ein.

Im Verlauf von 36 Monaten infizierten sich 13 Personen in der TDF/FTC-Gruppe, 18 in der TDF-Gruppe und 47 in der Placebo-Gruppe. Das entspricht einer Risikoreduktion im Vergleich zu Placebo von 73 und 62 Prozent. Beide PrEP-Regime verhinderten HIV-Infektionen bei Frauen und Männern ähnlich gut.

In einer weiteren Studie (TDF2) nahm der HIV-negative Partner von 1200 diskordanten Paaren einmal täglich TDF/FTC oder Placebo ein. Es infizierten sich 9 Personen in der TDF/FTC-Gruppe und 24 in der Placebo-Gruppe. Das entspricht einer Risikoreduktion um 63 Prozent. Bei guter Adhärenz erhöhte sich die Wirksamkeit der PrEP auf 78 Prozent.

Mehr zum Thema

Fragwürdiger Nutzen der ART-Simplifizierung

Wie wenig ist genug?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie