Nur konsequente Demenz-Therapie bringt Erfolg

FRANKFURT AM MAIN (ner). Für eine viel breitere Anwendung von Cholinesterase-Hemmern bei Alzheimer-Demenz plädieren Psychiater aus München und Leipzig. Neue Studien bestätigten deren Wirksamkeit sowohl im Frühstadium als auch in fortgeschrittenen Stadien.

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Professor Alexander Kurz aus München hat bei einer Pressekonferenz von Eisai und Pfizer eine Studie mit 154 Alzheimer-Patienten im Frühstadium vorgestellt. Nach 24 Wochen gab es mit Donepezil (Aricept®) eine Besserung um im Mittel 1,5 Punkte, mit Placebo aber kaum Veränderungen.

Die Krankheitsprogression bei Alzheimer-Kranken sei zwar nicht aufzuhalten, jedoch die Symptomprogression signifikant zu verzögern, wie auch Langzeitstudien mit Donepezil über ein und drei Jahre bestätigten, so Kurz. Gepoolte Daten aus drei Studien mit 671 Patienten hätten ergeben, daß bei konsequenter und ausreichend hoch dosierter Therapie die Kranken erst nach 66 Monaten ins Pflegeheim kamen, bei nur vorübergehender oder nicht ausreichend hoch dosierter Therapie jedoch bereits nach 45 Monaten.

Eine jetzt in "The Lancet" (363, 2004, 2105) erschienene unabhängige Placebo-kontrollierte Studie, die die günstigen Langzeiteffekte von Donepezil in Frage stellt, kommentierten Kurz und sein Leipziger Kollege Professor Hermann-Josef Gertz kritisch. So seien statt der geplanten 3000 Alzheimer-Patienten nur 565 aufgenommen worden - zu wenig für eine statistisch haltbare Aussage.

Zudem sei das Studien-Design während der laufenden Studie verändert worden. Die Therapie sei immer wieder durch Auswaschphasen unterbrochen worden und die erneute Zuteilung zur Verum- oder Placebo-Gruppe mit einer hohen Drop-out-Rate verbunden gewesen. "Diese Studie hat ganz gravierende Mängel", sagte Gertz. Die Unabhängigkeit der Studie sei keine Garantie für Qualität. Aufgrund der Methodik sei sie auch nicht mit den Zulassungsstudien vergleichbar.

Beide Psychiater betonten den Bedarf einer frühen und konsequenten Cholinesterase-Hemmer-Therapie.

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