Palpation der Schilddrüse - das ist das Motto in dieser Woche

Auch in diesem Jahr steht eine Woche lang wieder die Schilddrüse im Mittelpunkt - ab heute bis zum 27. April. In vielen Praxen wird in der Schilddrüsenwoche Papillon 2007 Patienten wieder eine Tastuntersuchung der Schilddrüse angeboten. Außerdem werden prospektiv Daten erhoben, wie Patienten nach einer Schilddrüsen-Operation behandelt werden.

Veröffentlicht:

Eine der wichtigsten, auf jeden Fall aber die einfachste Schilddrüsen-Untersuchung ist die Palpation. Die Palpation steht in diesem Jahr nach 2006 zum zweiten Mal bundesweit eine Woche lang im Mittelpunkt der Schilddrüsenwoche. Wieder nehmen etwa 10 000 Praxen teil. Sichtbares Zeichen ist der bunte Schmetterling, der die Aufmerksamkeit auf die Schilddrüse lenken soll. Er schmückt Praxisposter, Broschüren und Faltblätter, aber auch T-Shirts, Halstücher, Fenster und Blumentöpfe.

Die Tastuntersuchung der Schilddrüse ist gut geeignet, um morphologische Veränderungen zu finden. Das wurde mit einer prospektiven Studie bei der Schilddrüsenwoche 2006 belegt. An der Studie nahmen 80 Ärzte teil. Insgesamt 865 Patienten wurden zusätzlich zur Palpation sonografiert.

Bei Strumen ist die Palpation fast so sicher wie Ultraschall

Das erfreuliche Ergebnis dieser Studie präsentierte Professor Christoph Reiners aus Würzburg jetzt bei einem von Sanofi-Aventis ausgerichteten Symposium in Falkenstein: Die Übereinstimmung zwischen Palpation und Sonografie bei der Schilddrüsengröße betrug insgesamt 86 Prozent. Sonografisch hatten knapp 42 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer eine Struma (Schilddrüsen-Volumen über 18 ml bei Frauen und über 25 ml bei Männern).

Auch größere Knoten können gut ertastet werden

Zwar ist die Sonografie bei der Diagnose von Knoten der Palpation zum Teil überlegen. Denn nur jeder dritte Knoten mit einem Durchmesser um 10 mm wurde beim Abtasten entdeckt. Bei Knoten mit einem Durchmesser über 20 mm waren es aber schon knapp 70 Prozent; und bei über 30 mm wurden fast alle Knoten getastet. Die Übereinstimmung zwischen Palpation und Sonografie bei der Diagnose von Knoten betrug insgesamt 72 Prozent.

Wie wird die Schilddrüse am besten getastet, von vorn oder von hinten? Das scheint unentschieden: Auch Spezialisten tasten so, wie sie es in der klinischen Ausbildung gelernt haben. Aber egal ob von vorn oder von hinten: Mit einigen Tricks kann man die Treffsicherheit bei der Palpation noch erhöhen. Ein Tipp von Professor Rainer Hehrmann aus Stuttgart: Der Patient wird gebeten, den Hals zu strecken und den Kopf leicht nach hinten zu neigen. Lässt man die Patienten noch schlucken, kommt die Schilddrüse hoch. So hat man durchaus auch bei gedrungenen Hälsen noch eine Chance, die Schilddrüse zu tasten.

Schilddrüsen-Palpation macht bei jedem Patienten Sinn

Bei welchen Patienten ist eine Schilddrüsenpalpation sinnvoll, und wie häufig sollte palpiert werden? Dr. Diethard Sturm aus Hohenstein-Ernstthal empfiehlt, bei der Jugenduntersuchung J1 immer die Schilddrüse zu palpieren. Auch bei Gelegenheitskonsultationen sollte grundsätzlich eine Palpation gemacht werden, ebenso beim Check-up ab 35. Falls es keine Besonderheiten gibt, empfiehlt Sturm bis zum 35. Lebensjahr Palpationen alle 5 Jahre. Ab dem 36. Lebensjahr sollte - unauffällige Befunde vorausgesetzt - alle 2 Jahre die Schilddrüse abgetastet werden.

Die Schilddrüsenwoche 2007 ist eine Aktion der Schilddrüsen-Initiative Papillon. Partner sind der Arbeitskreis Jodmangel, die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin, das Forum Schilddrüse und Sanofi-Aventis. Medienpartner ist die "Ärzte Zeitung". (gwa)



Struma-Grade nach WHO-Einteilung

Nach WHO-Definition gibt es je nach Sicht- und Tastbefund vier Struma-Grade von 0 bis 3:

  • Struma Grad 0: Die Schilddrüse ist weder tast- noch sichtbar. Grad 0 wird demnach sonografisch festgestellt. Bei Frauen wird eine Struma ab einem Schilddrüsen-Volumen von über 18 ml diagnostiziert, bei Männern über 25 ml.
  • Struma Grad 1: Eine Vergrößerung ist tastbar, fällt aber beim Blick auf den Hals nicht auf.
  • Struma Grad 2: Die Drüsenvergrößerung ist sicht- und tastbar.
  • Struma Grad 3: Die Struma ist sogar von hinten sichtbar. Solche Riesenstrumen sieht man bei uns aber nur noch sehr selten. (gwa) 

Lesen Sie dazu auch:

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Kopfschmerzen

Migräne: Welche Therapie bei älteren Patienten möglich ist

Lesetipps
Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Großer Andrang am Quartalsanfang? Mit der Ersatzbescheinigung könnten sich vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen den Weg in die Praxis sparen.

© Picture-Factory / stock.adobe.com

Neues Verfahren mit Potenzial

Das bringt die elektronische Ersatzbescheinigung den Praxen