Kommentar – Sport so wirksam wie Antihypertensivum?

Pedale statt Pillen

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Eine gesunde Skepsis gegenüber indirekten Vergleichen ist immer angebracht, so auch bei einer Netzwerkmetaanalyse, die den Schluss nahelegt, dass körperliche Aktivität den Blutdruck von Hypertonikern vergleichbar gut senkt wie ein Antihypertensivum.

Doch schon für sich genommen sind die Resultate von 56 Studien mit regelmäßigem moderatem Sport bei Hypertonikern beeindruckend: Um über 13 mmHg ließ sich der systolische Druck im Schnitt senken, wenn es gelang, Hochdruckpatienten zu einer Kombination aus moderatem Ausdauersport und Widerstandstraining zu bewegen.

Eigentlich sollten Ärzte in vielen Fällen Pedale statt Pillen verordnen, doch damit würden sie bei ihren Patienten nicht immer auf Gegenliebe stoßen. Das Problem besteht ja gerade darin, dass so mancher Hypertoniker Pillen benötigt, weil er nicht in die Pedale treten will.

Es kann nun aber nicht Aufgabe der Ärzte sein, Bewegungsmuffel zu bekehren. Es müsste in Deutschland viel mehr Anreize geben – auch finanzieller Art –, gesünder zu leben. Die gibt es aber nicht.

Daher ist es wenig erstaunlich, dass Deutschland im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern immer wieder einen Spitzenplatz beim ungesunden Lebensstil erreicht und die niedrigste Lebenserwartung aufweist. Das kommt uns letztlich alle teuer zu stehen.

Lesen Sie dazu auch: Bluthochdruck: Sport scheint so wirksam wie Blutdrucksenker

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