Prostata-Ca und Parkinson - hier nützen Antioxidantien wenig

ULM/SEATTLE (mut). Zwei neue Studien stellen den Nutzen von Antioxidantien infrage: Koenzym Q 10 kann Parkinson-Symptome nicht lindern und Lycopin beugt einem Prostata-Ca nicht vor. Beta-Karotin erhöht offenbar sogar das Risiko für aggressive Prostata-Karzinome.

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Antioxidantien sind als Nahrungsergänzungsmittel beliebt: Sie sollen Zellschäden verhindern und dadurch Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen vorbeugen. Bislang gibt es allerdings aus klinischen Studien nur wenige Hinweise, dass sich damit solche Krankheiten tatsächlich verhindern oder lindern lassen. Kleinere klinische Studien hatten immerhin Indizien geliefert, dass das Antioxidans Koenzym Q 10 Parkinson bremsen kann.

Eine Gruppe von deutschen Neurologen hat diese Hypothese nun bei 133 Patienten überprüft. Die Patienten waren alle in einem relativ frühen Krankheitsstadium und mit Antiparkinson-Mitteln stabil eingestellt. Sie erhielten nun täglich Placebo oder eine Suspension mit Q 10-Nanopartikeln, die einer Dosis von 1200 mg Q 10 pro Tag entsprach. Nach drei Monaten waren die motorischen Symptome sowohl mit Q 10 als auch mit Placebo weitgehend stabil geblieben. Auch bei Aktivitäten des täglichen Lebens gab es keinen signifikanten Unterschied.

Die Autoren um Dr. Alexander Storch aus Ulm gehen davon aus, dass Q 10 kaum einen Effekt auf die Krankheitsentwicklung bei Parkinson hat, wollen aber nicht ausschließen, dass sich mit höheren Dosen über längere Zeit vielleicht doch ein geringer Effekt ergibt (Arch Neurol online).

Wenig Hoffnung gibt es auch, mit dem Antioxidans Lycopin ein Prostata-Ca zu verhindern. Lycopin kommt etwa in Tomaten vor. Hinweise auf einen Nutzen hatten Fall-Kontrollstudien ergeben, in denen Männer mit Prostata-Ca offenbar seltener Tomaten gegessen hatten als Männer ohne Tumor. In einer epidemiologischen Studie mit 28 000 zunächst gesunden Männern, bei denen zu Beginn die Serum-Werte für Lycopin gemessen wurden, gab es nach einer Beobachtungszeit von bis zu acht Jahren bei der Prostata-Ca-Inzidenz jedoch keinen Unterschied zwischen Männern mit hohen und niedrigen Lycopin-Werten und auch nicht zwischen Männern mit hohem und niedrigem Tomatenkonsum.

Das berichten jetzt US-Forscher aus Seattle (Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 16, 2007, 962). Zu viel des Antioxidans Beta-Karotin hatte in der Studie sogar einen negativen Effekt: Bei Männern in der Quintile mit den höchsten Beta-Karotin-Serumwerten war die Rate für aggressive Prostata-Karzinome (Gleason-Wert 7 oder mehr) fast um das Dreifache erhöht.

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