Hyperthyreose

Radiojodtherapie erhöht Krebsrisiko offenbar nur wenig

Ob eine Radiojodtherapie der hyperthyreoten Schilddrüse das Krebsrisiko erhöht, wird kontrovers diskutiert. Koreanische Forscher haben einschlägige Studien analysiert. Das Ergebnis fällt einigermaßen beruhigend aus.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Radiojodtherapie: Das Risiko für strahleninduzierten Krebs nach einer Behandlung hängt vermutlich wohl sehr stark von der Dosis ab.

Radiojodtherapie: Das Risiko für strahleninduzierten Krebs nach einer Behandlung hängt vermutlich wohl sehr stark von der Dosis ab.

© pangoasis / stock.adobe.com

Seoul. Krebsrisiko und -mortalität sind nach einer Radiojodtherapie von Patienten mit benignen Erkrankungen der Schilddrüse wie Thyreotoxikose oder Hyperthyreose im Vergleich zu nicht exponierten Patienten mit den gleichen Erkrankungen bzw. zur Allgemeinpopulation alles in allem nicht signifikant erhöht.

Das ist das Ergebnis einer systematischen Übersicht und Metaanalyse von zwölf Studien mit knapp 480.000 Patienten, die koreanische Mediziner um Sung Ryul Shim vom Korea University College of Medicine in Seoul vorgelegt haben (JAMA Netw Open 2021; 4(9): e2125072).

Auf das Kleingedruckte der Studie achten

So beruhigend der Befund zum einen ist, lohnt es sich zum anderen doch, auf das Kleingedruckte der Studie zu achten. Wird nämlich Schilddrüsenkrebs allein betrachtet, zeigt sich eine Erhöhung der standardisierten Krebsinzidenz um 86 Prozent; das bedeutet, dass die tatsächliche Inzidenz die auf der Basis von Daten aus der Allgemeinbevölkerung zu erwartende Rate um 86 Prozent übersteigt.

Auch die standardisierte Mortalität liegt für Schilddrüsenkrebs nach Radiojodbehandlung höher, und zwar um 122 Prozent. Und in zwei Studien, die den Zusammenhang zwischen der Dosis respektive der Aktivität des verabreichten Radiojods und deren Wirkung untersucht hatten, zeigte sich eine Steigerung der Brustkrebsmortalität um 35 Prozent und der Mortalität an soliden Krebstumoren um 14 Prozent je erhaltenen 370 MBq.

Die analysierten Studien hatten allerdings einige Schwächen, welche die Aussagekraft der Resultate einschränken. Ein Indikationsbias ließ sich nicht ausschließen, weil die Studien Patienten umfassten, die den Therapieregimen nicht randomisiert zugeordnet worden waren. Zudem war die Zahl der Studien relativ klein, um Risiken für seltene Tumorarten berechnen zu können. Und die wenigsten Studien gaben Auskunft über eine Dosis-Wirkungs-Beziehung.

Risiko wohl nur in höheren Dosisbereichen

Shim und Kollegen fassen ihre Ergebnisse wie folgt zusammen: „Das gepoolte Gesamtrisiko für Krebs nach einer Radiojodtherapie war nicht signifikant erhöht, wobei allerdings eine Assoziation zwischen verabreichter Dosis und der Sterblichkeit an soliden Krebstumoren festzustellen war.“

Die Befunde legten nahe, dass das Risiko für strahleninduzierten Krebs nach Radiojodtherapie gegen Hyperthyreose gering und in Beobachtungsstudien nur in höheren Dosisbereichen erkennbar sei. Weitere Studien seien nötig, um das Risiko für Dosisbereiche beurteilen zu können, wie sie derzeit in der Radiojodtherapie der Schilddrüsenüberfunktion üblich seien.

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