Persistente Bakterien

Resistenzen auch ohne Antibiotika

Forscher haben einen neuen Mechanismus entdeckt, über den sich antibiotika-resistente Bakterien ausbreiten können.

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ZÜRICH. Bakterien sind ja immer häufiger resistent gegen gängige Antibiotika. Ein Team von Forschern der ETH Zürich und der Uni Basel hat nun bei Darmbakterien einen unbekannten Verbreitungsmechanismus für Resistenzgene entdeckt, der unabhängig ist vom Einsatz von Antibiotika (Nature 2019; online 4. September).

Verantwortlich für den Mechanismus sind persistente Bakterien, sogenannte Persister. Bekannt sei, dass nicht nur Bakterien mit Resistenzgenen eine Antibiotikabehandlung überleben, sondern auch ebenjene Persister, die in einen temporären Dämmerzustand verfallen und ihren Stoffwechsel auf ein Minimum reduzieren können, berichtet die ETH. Dadurch könnten sie von Antibiotika nicht mehr abgetötet werden.

„Schläfer-Formen“

Bei Salmonellen bildeten sich diese „Schläfer-Formen“ beispielsweise, wenn die Bakterien vom Darminneren ins Körpergewebe eingedrungen sind. Im Gewebe können die Persister dann monatelang unauffällig bestehen, um später wieder aus ihrem Dämmerzustand zu erwachen.

Sind die Bedingungen für das Überleben günstig, könne das zu einem Wiederaufflammen der Infektion führen. Und selbst, wenn die Persister keine neue Infektion verursachen, könnten sie negative Wirkungen auslösen, wie die Wissenschaftler um Erik Bakkeren berichten.

Denn bei Salmonellen ist eine Kombination der beiden Resistenzmechanismen häufig: Persister, die zusätzlich Resistenzgene tragen.

Resistenzgene werden weitergegeben

Wie die Forscher in Versuchen mit Mäusen, die mit Salmonellen infiziert waren, feststellten, sind die Persister in der Lage, die Resistenzgene weiterzugeben, sobald sie aus ihrem Dämmerzustand „erwachen“. Dieser Austausch geschieht dabei unabhängig davon, ob Antibiotika zugegen sind oder nicht.

„Antibiotika restriktiv einzusetzen ist zwar richtig und wichtig, reicht aber nicht aus, um die Verbreitung von Resistenzen zu vermeiden“, wird Studienautor Professor Médéric Diard in der Mitteilung zitiert. Nach Ansicht der Forscher sollte dringend untersucht werden, ob der neu entdeckte Mechanismus auch bei Nutztieren auftritt, die häufig unter Salmonelleninfektionen leiden.

Zudem müsse erforscht werden, ob sich die Verbreitung von Resistenzen in Nutztierpopulationen durch Probiotika oder eine Salmonellen-Impfung eindämmen lasse. (eb)

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