Blick in die Zukunft

Sanfte Techniken sollen Hemmschwelle senken

In einer Umfrage gaben 40 Prozent der Gesprächspartner an, vor der Koloskopie Angst zu haben. Um die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge zu erhöhen, suchen Forscher nach neuen Techniken, die den Patienten akzeptable Untersuchungsbedingungen bieten.

Veröffentlicht:

Mit der virtuellen CT-Koloskopie werden nach Zwischenergebnissen einer Münchner Studie etwa 90 Prozent der Polypen über 6 mm entdeckt (Sensitivität). Auch eine Ludwigshafener Pilotstudie zur MR-Koloskopie brachte gute Resultate: Nach Aussage von Professor Jürgen Riemann lassen sich damit Polypen ab 5 mm ebenso sicher finden wie mit herkömmlicher Koloskopie.

Mittlerweile gibt es außerdem neue invasive Verfahren, die arm an Komplikationen sind und den Patienten kaum Beschwerden verursachen. Dadurch erübrigt sich zwar eine Sedierung, die Darmreinigung allerdings ist nach wie vor unumgänglich, Biopsien oder Polypektomien sind nicht möglich. Bereits zugelassen - seit Anfang 2007 - ist die Kolonkapsel PillCamTM Colon.

Die Kolonkapsel: Eine winzige Kamera an jedem Ende filmt das Innere des Darms.

Die Kolonkapsel: Eine winzige Kamera an jedem Ende filmt das Innere des Darms.

© Foto: Riemann, Klinikum Ludwigshafen

Dieses ein Zentimeter breite und drei Zentimeter lange Mini-U-Boot besitzt am Vorder- und Hinterende je eine winzige Kamera. Es wird geschluckt wie eine Pille, liefert pro Sekunde vier Bilder, während es durch den Darm gleitet, und wird binnen zehn Stunden wieder ausgeschieden. Die Patienten können sich mit dem am Bauch befestigten Zusatzteilen - Datenrekorder, Sensoren und Batterie - ungehindert bewegen, müssen freilich die Kosten von 600 Euro selbst zahlen. Den Arzt kostet die Auswertung des Videos etwa eine Dreiviertelstunde Zeit.

Vier Studien mit insgesamt 255 Patienten gibt es inzwischen zur Kolonkapsel, darunter eine europäische Multicenter-Studie, für die erste Ergebnisse vorliegen. Demnach werden, unabhängig von ihrer Größe, 76 Prozent der Polypen entdeckt.

Das in Ludwigshafen mitentwickelte NeoGuide Endoscopy System® passt sich computergesteuert dem Verlauf der Darmschlingen an. Sobald der Arzt den Schlauch eingeführt hat, erstellt es eine dreidimensionale Karte des Kolons. Diesen Weg nimmt die Spitze automatisch, ihr nach folgt das aus vielen einzeln lenkbaren Segmenten aufgebaute Endoskop. Der Vorteil: Das Kolon wird weniger verschoben, umliegendes Gewebe weniger gedehnt als durch konventionelle Geräte.

Eine weitere Neuerung ist das sich selbst navigierende Aer-O-Scope, das aus zwei Ballons besteht. Der eine ist fest im Rektum platziert, der zweite mit dem Endoskop davor. Nach dem Aufblasen treibt ihn eingeleitetes CO2 als Vehikel durchs Kolon, während die Kamera mit 360°-Rundsicht die Wände abfilmt. Durch Umkehren des Gasdrucks und sanftes Ziehen gelangt er wieder nach draußen. (ars)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Phase-III-Studie CHALLENGE

Aerobes Training verlängert Leben bei Darmkrebs

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Zu hohe Drehzahl: Hochtouriges Fahren überhitzt bekanntlich den Motor und beschleunigt den Reifenabrieb. Genauso kann zu viel L-Thyroxin, speziell bei Älteren, nicht nur Herz und Kreislauf überlasten, sondern auch die Knochen schwächen.

© Michaela Illian

Überbehandlung mit Folgen

Schilddrüsenhormone: Zu viel L-Thyroxin bringt Knochen in Gefahr